Zusammenfassung unserer Tätigkeiten in der Saison 2020

 

Auch die Saison 2020 war wieder recht arbeitsintensiv, wenngleich es ruhiger zuging als im Jahr 2019. Eine kleine Zusammenfassung über unsere Umsiedlungs- und Beratungstätigkeit in der Saison 2020 haben wir nachfolgend zusammengetragen. Diese Arbeiten erfolgten neben der allgemeinen Arbeit mit unseren eigenen Völkern, insbesondere neben der Betreuung unserer jährlichen Hummelnester im Garten.

 

Dieses Jahr arbeiteten wir 6 Wespenumsiedlungen, 2 Hummelumsiedlungen und 10 Hornissenumsiedlungen im Landkreis Mittelsachsen und im Erzgebirgskreis ab. Davon entfielen 2 Wespennester (1x Mittlere Wespe, 1x Sächsische Wespe), 2 Hummelnester (1x Erdhummel und 1x Ackerhummel) und 6 Hornissennester auf den Erzgebirgskreis sowie 4 Wespennester (2x Sächsische Wespe, 1x Waldwespe, 1x Gemeine Wespe) und 4 Hornissennester auf den Kreis Mittelsachsen. Neben den Umsiedlungen, die durchzuführen waren, sind aber auch die Nachkontrollen nach den Umsiedlungen stets wichtig, um den weiteren Entwicklungsverlauf nach der für das Volk einschneidenden Umsiedlung besser überwachen und notfalls auch in aufkommende Probleme eingreifen zu können. Diese Nachkontrollen sind oft zeitaufwändiger als die Umsiedlungen selbst. Am Saisonende wurden dann, nach dem Absterben der Völker, auch die Nistkästen wieder eingesammelt, gereinigt und die verlassenen Nester bilanziert. Letzteres dient der Abschätzung des Reproduktionserfolges eines Volkes nach der Umsiedlung.

 

Zusätzlich zu den Umsiedlungen kamen im Jahresverlauf weitere Vor-Ortberatungen dazu. Auch gab es in den Sommermonaten zahlreichen Anfragen per Mail oder Telefon. Erfreulicherweise konnten auch viele der gemeldeten Nester nach den Beratungen am Telefon, per Mail oder vor Ort am jeweiligen Standort verbleiben und eine Umsiedlung war in diesen Fällen nicht notwendig.

 

Auch dieses Jahr haben wir uns wieder die Mühe gemacht und die investierte Zeit sowie die gefahrenen Kilometer erfasst und zusammengerechnet. Für 2020 ergaben sich allein bezüglich der Umsiedlungen inkl. Nachbetreuung für uns gut 90 Stunden an ehrenamtlicher Arbeit (exklusive Fahrtzeiten sowie der Zeit für die Mailbeantwortung von Fragen oder für telefonische Beratungen). Insgesamt sind wir in dieser Saison allein aufgrund von Umsiedlungen inkl. Nachbetreuung auch mehr als 2100 km gefahren. 
 
Doch letztlich ist es immer die Mühe wert. Die meisten umgesiedelten Nester haben sich sehr schön weiterentwickelt. Nur wenige Nester sind nach der Umsiedlung nicht erfolgreich gewesen, was einmal an innerartlichem Konkurrenzdruck durch ein benachbartes starkes Volk im Aussiedlungsgebiet lag sowie ein weiteres Mal an Nestübernahmeversuchen durch andere Königinnen an einem früh umgesiedelten Nest. Im letztgenannten Fall haben sich letztlich die konkurrierenden Königinnen untereinander getötet. Das kommt leider immer mal wieder vor. In zwei weiteren Fällen, wo sich die Völker nicht mehr weiterentwickelt hatten, waren die Nester schon vor der Umsiedlung irreparabel durch Parasiten oder Hitzeeinwirkung geschädigt. In den vier genannten Fällen handelte es sich um Hornissennester. Bei einer Gemeinen Wespe ist nach der Umsiedlung leider die Königin ausgefallen und das Nest löste sich dann nach und nach auf. Bei den umgesiedelten Nestern der Sächsischen Wespe hatten wir einige Probleme mit Kuckuckswespen, welche letztlich die Nester übernommen haben, dann aber auch Geschlechtstiere hervorbrachten. Hier war es also schon ein Erfolg, aber eben für die Kuckuckswespe. Die angesprochene Schmarotzerwespen-Art nimmt seit einigen Jahren schon erheblich zu, worunter die Sächsische Wespe sehr leidet. Ansonsten haben alle anderen umgesetzten Nester auch erfolgreich Geschlechtstiere (damit sind Jungköniginnen oder Drohnen gemeint) hervorgebracht. Insgesamt haben die umgesiedelten Völker >4000 Geschlechtstiere freisetzen können - Tiere, die im Falle einer Abtötung gefehlt hätten. Diese Bilanz freut uns natürlich wieder sehr. Doch auch wenn die oben genannte Zahl nach vielen Tieren und Nestern im Folgejahr klingen mag, so werden nur wenige hundert Tiere überhaupt das nächste Frühjahr erleben und viele Königinnen werden auch die kritische Nestgründungsphase nicht überstehen. Am Ende werden es vielleicht nur ein paar Nester mehr sein als in der diesjährigen Saison.

 

Auffallend war in diesem Jahr, dass es weniger und oft nur kleine bis mittelstarke Hornissennester in der Region gab. Das scheint an dem kalten Frühjahr und Sommeranfang gelegen zu haben. Doch es gab auch einzelne Ausnahmen. Gerade ein umgesiedeltes Nest im Mittelsachsen (siehe /6/ unten) entwickelte sich sehr gut und setzte weit über 1200 Geschlechtstiere frei. Im Gegenzug hatten aber die Hummeln dieses Jahr ein gutes Jahr, da durch das kältere Wetter über eine längere Zeit weniger Parasiten vorhanden waren, welche sonst verstärkt die Nester befallen. Ohnehin kommen Hummeln oft viel besser mit kalter Witterung klar. Bei den anderen Wespenarten war es dagegen auch - vergleichbar zur Hornisse - eine insgesamt eher schwache Saison in unserer Region.
 
Nachfolgend noch eine Übersicht zu einigen ausgewählten Umsiedlungen aus der Saison 2020 in chronologischer Reihenfolge. Beim Anklicken des jeweiligen Links gelangt man zu einem weit umfangreicheren, gesonderten Bericht.

 


/1/ Mittelsachsen: Erste Umsiedlung 2020: Eine Sächsische Wespe muss aus einer Gartenhütte umziehen - 12.06.2020, Mulda

 

Das Nest wurde nach erfolgreicher Umsiedlung mehrfach von Weibchen der Falschen Kuckuckswespe übernommen. Trotz erheblicher Verluste in Folge dieser Übernahmen konnte die Kolonie noch Geschlechtstiere der Kuckuckswespe freisetzen.

 

 

Umsiedlung eines Nestes der Sächsischen Wespe in Mulda...

 


/2/ Erzgebirgskreis: Umsiedlung eines Nestes der Dunklen Erdhummel aus einem Schuppen - 26.06.2020, Homersdorf

 

Das durch Nahrungsmangel am ursprünglichen Standort geschwächte Nest hat sich nach der Umsiedlung sehr gut weiterentwickelt. Dazu mussten wir aber auch nach der Umsiedlung oft unterstützend eingreifen und die Tiere zufüttern sowie regelmäßig gegen Wachsmotten behandeln. Unter diesem Parasiten litt das Volk schon am ursprünglichen Standort. Letztlich halfen jedoch all diese Maßnahmen und das Volk konnte mehr als 250 Geschlechtstiere freisetzen.

 

Das freigelegte Erdhummelnest im Fall Homersdorf kurz vor der Umsiedlung...

 

Und so sieht das Nest einige Wochen später bei seinem Entwicklungshöhepunkt aus...

 


/3/ ErzgebirgskreisUmsiedlung eines Nestes der Sächsischen Wespe, welches unter einer Terrasse errichtet wurde - 26.06.2020, Amtsberg

 

Das Volk war zum Umsiedlungszeitpunkt schon durch ein Weibchen der Falschen Kuckuckswespe parasitiert. Trotzdem konnte das Volk nach der Umsiedlung noch wenige eigene Geschlechtstiere und Geschlechtstiere des Kuckucks hervorbringen.

 

Das Nest der Sächsischen Wespe unter einer Terrasse in Amtsberg...

 


/4/ Mittelsachsen: Umsiedlung eines noch kleinen Hornissennestes aus einem Schuppen - 27.06.2020, Freiberg

 

Die Umsiedlung verlief zunächst problemlos, aber danach gab es vermehrt Übernahmeversuche durch fremde Königinnen. Dabei fielen sowohl die ursprüngliche Königin als auch alle Okkupantinnen aus und das Nest starb wenig später ab.

 

Das kleine Hornissennest mit den ersten Arbeiterinnen vor der Umsiedlung...

 


/5/ Mittelsachsen: Umsiedlung eines großen Erdnestes der Waldwespe - 07.07.2020, Kleinwaltersdorf

 

Ein Erdnest der Waldwespe musste umgesiedelt werden. Die Umsiedlung verlief gut und das Nest setzte in der Folge noch mehr als 800 Geschlechtstiere - insbesondere Drohnen - frei.

 

Umsiedlung eines Erdnestes der Waldwespe...

 


/6/ Mittelsachsen: Umsiedlung von Hornissen aus der Fassade eines Kindergartens - 10.07.2020, Kleinwaltersdorf

 

Die Umsiedlung aus der Fassade verlief erfolgreich und das Volk entwickelte sich zum erfolgreichsten von uns dokumentierten Nest in der Saison 2020. Weit mehr als 1200 Geschlechtstiere wurden hier freigesetzt. Das Volk war trotz seiner Stärke ausgesprochen friedlich, was sehr schöne Einblicke in die Nestentwicklung erlaubte. Zu diesem Nest wurde daher eine sehr umfangreiche Dokumentation erstellt!

 

Das freigelegte, noch kleine Hornissennest in der Haus-Fassade eines Kindergartens vor der Umsiedlung...

 

Das beeindruckend gewachsene Nest nach der Umsiedlung zum Saisonende (die Nesthülle des verlassenen Nestes wurde hier geöffnet, um einen Blick auf den Wabenbau werfen zu können)...

 


/7/ Erzgebirgskreis: Umsiedlung von Hornissen mit interessantem Neststandort (Kinder-Spieltisch) - 20.07.2020, Olbernhau

 

Die Umsiedlung verlief auch hier sehr gut und das Nest entwickelte sich anschließend sehr schön weiter. Das Volk wurde zum erfolgreichsten Erzgebirgsnest der Saison und belegte im Bezug auf die freigesetzten Geschlechtstiere Platz 2 hinter /6/. Mehr als 800 Geschlechtstiere wurden hier freigesetzt. Zum Ende der Saison haben wir die letzten Jungköniginnen dann samt Nest mitgenommen und daheim mit Futter versorgt. Auf diese Weise konnten wir sie noch auf ihren Abflug vorbereiten, da keine Arbeiterinnen mehr zur Verfügung standen. Dabei konnten wir ein außergewöhnliches Verhalten unter den Jungköniginnen beobachten. So zeigten die Jungköniginnen u.a. ein mehrtägiges Rückkehrverhalten zum Nest, welches sonst nicht auftritt. Zudem scheinen sich die Königinnen untereinander auch versorgt zu haben.

 

Hornissen-Nest zum Umsiedlungszeitpunkt...

 

… und zum Saisonende mit den letzten Jungköniginnen...

 


/8/ Erzgebirgskreis: Umsiedlung von Ackerhummeln aus einem Garten - 24.07.2020, Thalheim

 

Die Umsiedlung des Hummelnestes, welches bei Arbeiten im Garten aufgedeckt wurde, verlief problemlos und es folgte eine sehr positive Weiterentwicklung. Dennoch mussten wir hier sehr regelmäßig nachkontrollieren, da gerade Hummelnester oft sehr parasitengefährdet sind. Letztlich wurden hier über 100 Geschlechtstiere freigesetzt - eine schöne Bilanz.

 

Das Ackerhummelnest kurz vor der Umsiedlung...

 


/9/ Erzgebirgskreis: Umsiedlung eines Hornissennestes aus dem Außen-Giebel eines im Bau befindlichen Hauses - 29.07.2020, Amtsberg

 

Diesmal ging es hoch hinaus und ein Nest musste aus dem Giebelbereich eines Hauses umgesetzt werden. Die Umsiedlung verlief gut und das Nest entwickelte sich erfolgreich weiter. Mehr als 300 Geschlechtstiere wurden hier im Spätsommer/Herbst freigesetzt.

 

Hornissenumsiedlung im Giebelbereich...

 

Das verlassene Nest zum Saisonende...

 


/10/ Mittelsachsen: Umsiedlung eines Hornissennestes vom Dach eines im Bau befindlichen Hauses - 03.08.2020, Falkenau

 

Auch dieses Nest an einem Dach konnte erfolgreich umgesiedelt werden. In der Folge setzte das Volk mehr als 250 Geschlechtstiere frei.

 

Hornissenumsiedlung an einem Dach in Falkenau...

 

Nach der Umsiedlung am neuen Standort - die Königin auf ihrem Nest...

 


/11/ Erzgebirgskreis: Umsiedlung von Hornissen aus einer Gärtnerei (Filialnest) - 08.08.2020, Schwarzenberg

 

Hier führten wir die Umsiedlung eines kleinen Filialnestes durch, welches später aber am Aussiedlungsort durch ein stärkeres Volk irgendwo in der Nähe unterdruckt wurde. Letztlich wurde das Nest unter dem Konkurrenzdruck aufgegeben. Leider kann dies bei schwachen Völkern passieren.

 

 

Umsiedlung eines kleinen Filialnestes in Schwarzenberg...

 


/12/ Erzgebirgskreis: Umsiedlung eines Nestes der Mittleren Wespe von einem Balkon - 11.08.2020, Zöblitz

 

In diesem Fall konnte erfolgreich ein Nest der sehr schützenswerten Mittleren Wespe von einem Balkon umgesiedelt werden. Nachfolgend zeigte das Volk eine schöne Weiterentwicklung und setzte mehr als 100 Geschlechtstiere frei.

 

Nest der Mittleren Wespe kurz vor der Umsiedlung...

 

Nest ein paar Wochen später zum Entwicklungshöhepunkt...

 


/13/ Erzgebirgskreis: Umsiedlung eines kleinen Hornissennestes aus einer Gartenhütte - 19.08.2020, Schwarzenberg

 

Ein für die Jahreszeit sehr kleines Hornissennest musste umgesetzt werden. Nach der Umsiedlung des Volkes aus der Gartenhütte entwickelte sich die Kolonie noch weiter. Letztlich wurden aber nur etwas mehr als 25 Geschlechtstiere freigesetzt. Viel mehr Potenzial hatte das kleine Volk aufgrund der nur noch limitierten Zeit aber auch nicht mehr. Das Nest entwickelte sich sehr verspätet, was u.a. am kalten Frühjahr/Sommeranfang gelegen haben kann.

 

Nest kurz nach der erfolgten Umsiedlung im Nistkasten...

 


/14/ Erzgebirgskreis: Umsiedlung einer Hornissenfiliale aus dem Klohäuschen eines Gartens - 19.08.2020, Schwarzenberg

 

Hierbei handelte es sich um eine zeitaufwändige Umsiedlung über zwei Tage im Abstand von etwas mehr als einer Woche aufgrund einer Filialbildung. Leider ist während der Filialbildung die Altkönigin ausgefallen bzw. kam diese nie am Filialnest an. Dadurch wurde das Nest drohnenbrütig. Immerhin konnten aber noch über 70 Drohnen freigesetzt werden.

 

Bau einer Filiale in einem Klohäuschen...

 


 

Nicht aufgeführt sind die Umsiedlung eines Nestes der Gemeinen Wespe (Anfang August; Mittelsachsen), die Umsetzung einer weiteren sehr kleinen Kolonie der Sächsischen Wespe (Juli; Mittelsachsen), die Umsiedlung eines jungen Hornissennestes (Juni; Mittelsachsen), welches aber durch Mottenbefall bereits vollständig zerstört war, sowie die Umsetzung eines bereits irreparabel hitzegeschädigten schwachen Hornissennestes (Ende August; Erzgebirgskreis).

 

 

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