Hornissenumsiedlung aus Gärtnerei - Schwarzenberg, 08.08.2020

 

Die nächste Umsiedlung im Erzgebirgskreis führte uns nach Schwarzenberg. Hier errichteten Hornissen ein Filialnest in einem Holzschuppen einer ortsansässigen Gärtnerei – die Hornissen zogen also gerade zu diesem Standort um. Bereits im Vorfeld schauten wir uns das Nest an, da neben der Filiale noch das Ursprungsnest existierte, welches zusammen mit der Filiale umgesetzt werden muss.


31.07.2020 – Suche nach dem Ursprungsnest


Heute haben wir uns bereits auf dem Gelände der Gärtnerei umgesehen. Die Filiale war vor etwa 2 Wochen gegründet worden und im Nest gibt es erst große Larven. Folglich muss es auch noch irgendwo das Ursprungsnest geben. Nach kurzem Suchen wurden wir fündig, fanden aber mehr als erwartet. Am Hang wenige Meter vom Schuppen entfernt fanden wir gleich zwei Erdnester von Hornissen. Beide waren nur wenige Meter  voneinander entfernt. Erdnester führen immer irgendwann zur Filialbildung, folglich sollte es sich bei einem dieser Nester um unser gesuchtes Ursprungsnest handeln. Wir hatten auch schon eine gute Idee um herausfinden, welches Erdnest zur Filiale im Schuppen gehört. Das wollten wir dann aber erst am Umsiedlungstag prüfen. So beließen wir zunächst alles wie es war und machten mit der Eigentümerin einen Umsiedlungstermin aus.

 

Blick auf das kleine Filialnest am Dach des Schuppens...

 

Hier der Eingang zu einem der beiden gefundenen Erdnester, welche als Ursprungsnest für die Filiale im Schuppen in Frage kommen...


08.08.2020 – Umsiedlungstag


Heute sollte die Umsiedlung stattfinden. Zu unserer Überraschung waren beide Erdnester, deren Völker sicherlich beide inzwischen Filialen gegründet hatten, von einem Tier ausgegraben worden. Eine Wabe konnten wir noch finden, wo sich am Rand noch einige Puppen befanden. Ein solcher Übergriff deutet aber auch darauf hin, dass inzwischen in beiden Nestern nur noch wenige Hornissenarbeiterinnen vorhanden waren (damit auch mit wenig Gegenwehr zu rechnen war) und die Filialbildung(en) bereits fast abgeschlossen war(en). Die Verluste durch den Bruträuber sollten für die Völker verschmerzbar sein, da sich der Großteil der Hornissen sicherlich bereits an der jeweiligen Filiale befand. Für uns vereinfachte sich dieser Fall damit erheblich und wir brauchten nun nur noch die eine bekannte Filiale im Schuppen umsiedeln. Wo sich die 2. Filiale befand, blieb uns aber verborgen.

 

Die Umsiedlung der Filiale startete wieder mit dem Abfangen der Hornissenarbeiterinnen mittels Saugmethode, bevor dann die Königin vorsichtig in ein Extragefäß abgefangen wurde. Das machten wir deswegen, da eine Königin an noch recht neuen Filialen anfangs noch nicht so wabentreu ist. Danach wurde das Nest entfernt und in einen Nistkasten eingeklebt. Neben dem Nest platzierten wir Bienenfutterteig und setzten die Königin wieder auf ihr Nest. Letzte Nachzügler wurden noch eingefangen, danach ging es mit Nest und Hornissen zum Aussiedlungsstandort.

 

Blick auf das Filialnest vor der Umsiedlung...

 

Zunächst werden alle Arbeiterinnen abgefangen...

 

Die Königin auf ihrem Nest - auch sie wird in diesem Fall kurzzeitig abgefangen (siehe Text)…

 

Das geborgene Nest...

 

Das Nest wird in einen Nistkasten eingeklebt...

 

Das Nest im Nistkasten, danach darf die Königin wieder auf ihr Nest...

 

Nachzügler werden anschließend noch eingefangen...

 

Nach kurzer Zeit sind dann alle Arbeiterinnen in der Fangbox - nun geht es zum Aussiedlungsstandort...


Am Aussiedlungsstandort wurde der Nistkasten an einer geeigneten Stelle angebracht und die Hornissen aus der Fangbox wurden wieder mit dem Nest vereint. Danach wurde das Flugloch freigegeben und die Tiere konnten sich neu einfliegen. Nach einiger Zeit könnten wir bereits die leere Fangbox wieder aus dem Kasten nehmen, da alle Tiere wieder auf ihr Nest gekrabbelt waren. Die Umsiedlung war damit abgeschlossen. Nun drücken wir die Daumen, dass sich das noch eher kleine Volk gut weiterentwickeln kann.

 

Nachdem der Nistkasten an einer geeigneten Stelle angebracht wurde und die Arbeiterinnen mit dem Nest wieder vereint sind, dürfen sich die Tiere neu einfliegen...

 

Kurze Zeit später - die Tiere sitzen alle wieder auf dem Nest und haben die Umsiedlung gut überstanden...

 

24.10.2020 – Nest seit Längerem verlassen, wohl aufgrund von "Nachbarschaftsproblemen"...


Heute haben wir auch mal wieder dieses Nest besucht. Am Nest war keine Aktivität mehr feststellbar. Beim Blick in den Kasten zeigte sich, dass das Nest nach der Umsiedlung erst gut weiter gewachsen ist und Nesthülle sowie alle 3 Etagen erweitert werden konnten. Dann jedoch scheint das Nest nach und nach abgestorben zu sein. Wir vermuten hier Probleme mit einem stärkeren Nachbarnest. Da das umgesiedelte Volk zum Umsiedlungszeitpunkt im Vergleich zu anderen Völkern noch recht klein war, war es durch benachbarte stärkere Nester nach einer Umsiedlung allgemein gefährdeter. Innerartliche Konkurrenz kann dann dazu führen, dass das schwächere Volk durch das stärkere Nest massiv bedrängt wird und dann irgendwann abstirbt. Vermutlich ist hier leider genau das passiert. Leider lässt sich diese Problematik nicht vollends vermeiden, auch wenn wir schauen, ob es Nachbarnester in der Gegend gibt. Nicht immer fallen diese auf. Schade, aber dieses Volk hat damit keinen Beitrag zum Arterhalt leisten können, auch wenn die Umsiedlung hier zunächst sehr gut verlief und sich das Volk anfangs auch am neuen Standort gut einleben konnte.

 

Bericht beendet!

 

 

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