Umsiedlung einer Hornissenfiliale - Schwarzenberg, 19.08.2020

 

Die zweite Umsiedlung an diesem Tag nach einem Nest in einer Gartenhütte am Vormittag führte uns ebenfalls in eine Gartenanlage. Hier befand sich seit einigen Tagen ein Hornissennest in einem Klohäuschen in einem Schrebergarten. Aufgrund einer bevorstehenden Schulanfangsfeier in 11 Tagen haben wir hier das Nest vorsorglich umgesiedelt. Diese Umsiedlung musste allerdings an insgesamt zwei Terminen durchgeführt werden.


19.08.2020 – 1. Teil der Umsiedlung


Schon aus der Beschreibung der Eigentümer mussten wir von einem Filialnest ausgehen. Vor Ort bestätigte sich dann der Verdacht. Das Nest wurde vor etwa 2 Wochen hier gegründet. Etwa 30-40 Tiere bewirtschafteten das kleine Nest. Nun galt es, zunächst noch das Ursprungsnest zu suchen und zu finden, da bei einer noch laufenden Filialbildung beide Nester umgesetzt werden müssen. In der Gartenanlage mit dem danebenliegenden Wald und Feld war es keine leichte Aufgabe, das zweite Nest zu finden. Stundenlang suchten wir nach dem Nest, fingen Tiere am Nest ein und ließen sie danach woanders frei, um deren Abflugrouten zu verfolgen. Doch wir fanden zunächst nichts.

 

Das Hornissennest im Klohäuschen...

 

Blick in das Nest...

 

Auf diesem Bild erkennt man deutlich, dass es sich um eine Filiale handelt, da es nur Eier und Larven, aber keine verdeckelten Zellen gibt. Es findet also ein Umzug von einem alten Nest, wo der Platz zu klein geworden ist, hierher statt...

 

Später entdeckten wir an einer 2. Gartenhütte in der Siedlung Hornissen am Dach einfliegen. Befand sich hier das Ursprungsnest? Leider nein, es handelte sich um ein 2. eigenständiges Nest. Nach weiterem Suchen lag unser Verdacht bei einem Baum im benachbarten Wald, wo sich ev. das gesuchte Nest im Kronenbereich befand. Leider war hier keine genauere Prüfung geschweige denn eine Umsiedlung möglich. Daher mussten wir die Filialbildung erst abwarten, bevor wir das Nest umsiedeln konnten.

 

Gefundenes 2. Nest - unsere Hoffnung war, dass es sich hier um das Ursprungsnest der Filiale handelt...

 

Aber dieses Nest war ein eigenständiges Volk, welches keinen Platzmangel hatte...

 

Wir entschieden uns, die Filiale schon in einen Nistkasten einzubauen und diesen dann außen am Klohäuschen zu platzieren. Dazu fingen wir die Tiere am Nest mit der Saugmethode ab und bauten das Nest wie geplant in einen Nistkasten. Im Nest entdeckten wir allerdings keine Königin, obwohl alle Zellen mit Eiern belegt waren. War das Nest drohnenbrütig? Ist die alte Königin verloren gegangen oder von den Arbeiterinnen des zweiten gefundenen Nestes während des Umzuges zum neuen Filialstandort getötet worden (was aufgrund des Revierverhaltens durchaus denkbar ist)? Vielleicht ist die Königin auch nochmal zum Ursprungsnest zurückgekehrt, wenngleich das sehr ungewöhnlich wäre? Vielmehr als abwarten konnten wir in dem Fall eh nicht. Nachdem das Nest also in den Kasten eingebaut war, ließen wir die abgefangenen Arbeiterinnen im Nistkasten frei, sodass diese wieder auf ihr Nest krabbeln konnten. Danach wurde das Flugloch freigeben und die Tiere flogen sich ein. Der Zugang zum Klohäuschen wurde zudem vorher verschlossen, damit die Tiere nun nur noch das Nest im Nistkasten anfliegen konnten. Die Hornissen brauchten kurz, fanden dann aber immer besser ihr Nest im Nistkasten und auch zurückkehrende Arbeiterinnen fanden nach einiger Zeit – bedingt auch durch den Nestgeruch und die schon sicherer anfliegenden Tiere aus dem Kasten – das Nest im Nistkasten. Etwas Bienenfutterteig platzierten wir noch zur Unterstützung am Flugloch. Damit war nun erstmal ein Teil der Umsiedlung abgeschlossen. Den Nistkasten wollten wir dann in 10 Tagen holen. Die Filialbildung sollte dann weitgehend abgeschlossen sein und das Nest ist dann bereit für die tatsächliche Umsiedlung.

 

Da wir das Ursprungsnest nicht finden konnten, entschieden wir uns für eine zweigeteilte Umsiedlung des Nestes; zunächst wird dazu das Filial-Nest in einen Nistkasten umgesetzt...

 

Das Nest im Nistkasten...

 

Alle Zugänge zum alten Standort werden verschlossen...

 

Danach wird der Nistkasten samt Nest an der Tür des Klohäuschens aufgehängt und die Fangbox mit den abgefangenen Hornissen kommt in den Kasten...

 

Die Hornissen in der Fangbox werden mit dem Nest vereint und anschließend wird das Flugloch freigeben, sodass sich die Tiere an den neuen Standort gewöhnen können...

 

Nun müssen die Tiere lernen, dass ihr Nest im Nistkasten und nicht im dahinterliegenden Klohäuschen ist; der Nestgeruch, Bienenfutterteig und die Tiere, welche im Kasten freigelassen worden und den neuen Eingang daher bereits schneller finden, helfen auch neu anfliegenden Tieren dabei...

 

Nach einiger Zeit haben alle Tiere verstanden, dass sie in den Kasten fliegen müssen...

 

28.08.2020 – Der Umsiedlung zweiter Teil…


Heute haben wir den Nistkasten geholt. Dazu wurde der Kasten verschlossen und alle zurückkehrenden Tiere wurden in eine Fangbox abgesaugt. Nach einiger Zeit kam kein Tier mehr angeflogen und es ging mit dem Nest im Nistkasten und der Fangbox zum Aussiedlungsstandort.

 

Teil 2 der Umsiedlung - der Nistkasten wird verschlossen und zurückkehrende Tiere werden in die Fangbox abgefangen...

 

Blick auf die Fangbox...


Am Aussiedlungsstandort wurde der Nistkasten an einem Baum aufgehängt und das Flugloch geöffnet. Die im Nistkasten befindlichen Arbeiterinnen konnten sich so bereits neu einfliegen. Später schoben wir noch die Fangbox unten am Nistkasten ein und öffneten diese, damit die abgefangenen Arbeiterinnen auch wieder auf ihr Nest krabbeln konnten. Auch das klappte gut. Nachdem alle Tiere auf dem Nest saßen oder sich einflogen, entfernten wir noch die Fangbox und die Umsiedlung des Nestes war abgeschlossen. Dabei schauten wir uns auch das Nest nochmal genauer an. Eine Königin konnten wir weiterhin nicht sehen. Daher müssen wir davon ausgehen, dass dieses Nest wohl drohnenbrütig ist. Eine kleine Chance besteht noch, dass die Königin sich bei der heutigen Kontrolle irgendwo weiter oben im Nest versteckte. Ob es doch noch eine Königin gibt oder nicht werden wir in den nächsten Wochen sehen. Sollten nur Drohnen schlüpfen, war das Nest seit der Filialgründung drohnenbrütig.

 

Am Aussiedlungsstandort wird der Nistkasten an einer geeigneten Stelle aufgehängt...

 

Fluglochfreigabe...

 

Die Tiere im Nistkasten fliegen sich nun neu ein, Bienenfutterteig hilft ihnen dabei...

 

Danach wird noch die Fangbox mit den zuvor abgefangenen Tieren unten am Nistkasten angebracht und geöffnet, sodass die Tiere im Nistkasten wieder zum Nest hochkrabbeln können...

 

Nach der Entfernung der leeren Fangbox ein abschließender Blick auf das recht kleine Nest - hier sieht erstmal alles ganz gut aus...


Nach dieser Umsiedlung folgte für uns noch die weitere Umsiedlung eines sehr kleinen Hornissennestes in Raschau-Markersbach. Hier waren gerade mal 10 Arbeiterinnen neben der Königin vorhanden. Aufgrund von starkem Hitzestress hat sich das Volk hier kaum entwickelt. Für diese Umsiedlung haben wir keinen expliziten Bericht geschrieben, da der Fall jetzt nicht so spannend war. Die Umsiedlung selber verlief aber hier problemlos.

 

24.10.2020 – Nest verlassen, Bilanz


Heute haben wir mal wieder nach dem umgesiedelten Nest aus dem Klohäuschen geschaut. Es ist seit längerer Zeit bereits verlassen. Nennenswert gewachsen ist es nicht mehr. Wie erwartet war es seit der Filialgründung drohnenbrütig, hat aber immerhin noch mind. 70 Drohnen nach der Umsiedlung freisetzen können. Damit hat es wenigstens einen kleinen Beitrag zum Arterhalt leisten können.

 

Bericht beendet!

 

 

© www.insektenstaaten.de / Dr. Michel Oelschlägel         Hier: Das insektenstaaten.de-Team stellt sich vor       Hier: Kontakt, Impressum und Datenschutz

CMS