Hummeltagebuch 2019

 

Der Winter 2018/2019 war geprägt von nasseren und schneereichen Phasen, gerade im Januar 2019. Nachfolgend gab es wieder stürmische Westwetterlagen und eine Orkanlage im März 2019, was wieder zu vielen Waldschäden führte. Ab Mitte März bereitete ich schließlich wieder die Hummelkästen vor, da die Saison schon bald in den Startlöchern stehen sollte...

 


30.03.2019: Erste Rückkehrerin bei den Baumhummeln! Nach einem milderen März konnte ich heute die erste Baumhummelkönigin beobachten, die zielstrebig in den dunkelgrünen Kasten (Kasten 5) flog. An dieser Stelle stand voriges Jahr ein anderer Hummelkasten, in dem Baumhummeln erfolgreich waren (siehe Tagebuch 2018) und zahlreiche Jungköniginnen freisetzten. Es musste sich also um eine Rückkehrerin handeln.

 


22.04.2019: Meine Baumhummel aus Kasten 5 lag vor einiger Zeit tot in der Wiese. Alles deutete auf einen Kampf hin. Anfangs konnte ich aber keine neue Bewohnerin im Kasten finden. Erst einige Tage später - zwischenzeitlich war das Wetter wohl auch zu kalt und wenig einladend für neue Nestgründungen - flog erneut eine Baumhummelkönigin in diesen Kasten. Wie lange die Königin nun bereits im Kasten lebt, kann ich aber nicht genau sagen. Erfreulicherweise ist aber nun auch ein weiterer Kasten besetzt, denn beim Schweglerkasten (Kasten 1) fliegt mittlerweile eine Wiesenhummel ein und aus. Da hier letztes Jahr auch ein Wiesenhummelvolk erfolgreich war (siehe Tagebuch 2018), wird es sich auch um eine Rückkehrerin handeln. Immer wieder sieht man gerade Wiesenhummeln und Baumhummeln im Garten umherfliegen - vermutlich Rückkehrerinnen. Allerdings suchen diese (noch) nicht gezielt nach Nistplätzen im Garten oder aber drehen vor den besetzten Kästen ab. Sie erkennen wohl sehr deutlich, dass die präferierten Nistkästen (da wo letztes Jahr die Geburtsnester waren) bereits besetzt sind. Die unbesetzten benachbarten Kästen scheinen leider nicht so interessant zu sein. Lediglich im hellblauen Kasten (= dieses Jahr Kasten 4) gab es auch eine Nestgründung, die jedoch vor einiger Zeit abgebrochen wurde. Denkbar, dass auch hier kurzzeitig eine Baumhummel zu Gast war. Das Wetter ist  derzeit übrigens sehr flugfreundlich mit ca. 20°C und Sonnenschein.

 

Blick auf den Hummelstand mit den 5 Nistkästen (ganz links der Schwegler-Kasten = Kasten 1, daneben Kasten 2 usw.)

 


11.05.2019: Erste Arbeiterinnen! Trotz einem bisher kalten Mai mit zeitweiligem Schneefall zum Monatsbeginn haben sowohl die Wiesenhummel als auch die Baumhummel Arbeiterinnen hervorgebracht. Bei der Wiesenhummel sind es schon ein paar mehr Arbeiterinnen, bei der Baumhummel erst 2. Zudem hatte vor einigen Tagen eine weitere Wiesenhummelkönigin den 3. Nistkasten im Stand (hellbrauner Kasten) bezogen. Leider ist diese aber schon wieder ausgefallen.

 

Der Hummelstand im Abendlicht...

 

Blick in das Wiesenhummelnest (Schweglerkasten, Kasten 1) mit ersten Arbeiterinnen und der Königin (rechts auf den Waben)...

 

Auch bei der Baumhummelkönigin (dunkelgrüner Kasten 5) gibt es die ersten beiden Arbeiterinnen...

 


25.05.2019: Kuckuckshummel übernimmt Baumhummelnest! Leider gibt es eine weniger erfreuliche Nachricht. Die Norwegische Kuckuckshummel Psithyrus norvegicus hat leider mein Baumhummelnest in Kasten 5 übernommen. Da ich bisher hier noch nie Probleme mit diesem Kuckuck hatte, kam das doch recht überraschend. Es ist sehr schade um das Baumhummelnest, welches mittlerweile Arbeiterinnen der 2. Generation hervorgebracht hat. Damit endet nun erst einmal meine "Baumhummeldynastie", die seit 2014 bei mir am Stand ein Zuhause gefunden hatte und aus der jedes Jahr Rückkehrerinnen zu mir zurückfanden. Zudem haben die teils starken Nester der vergangenen Jahre (insbesondere die aus der Saison 2017 und 2018) auch den Bestand hier sicherlich deutlich mit prägen können. Auf der anderen Seite ist die Beobachtung einer Psithyrus norvegicus auch durchaus spannend, da zu der Art nur wenige Informationen vorhanden sind. Bei den Wiesenhummeln aus dem Schweglerkasten (Kasten 1) ist übrigens alles in Ordnung. Hier geht es voran und etwa 20 Arbeiterinnen bewohnen mittlerweile das Nest.

 

Blick in das Baumhummelnest (Kasten 5) - rechts im Bild ist die deutlich anders gefärbte Kuckuckshummel Psithyrus norvegicus zu sehen...

 

Bei den Wiesenhummeln (Kasten 1) ist alles in Ordnung und das Nest wächst nun immer weiter - in der Bildmitte ist die Königin zu sehen...

 


13.06.2019: Erste Geschlechtstiere bei den Hummelvölkern! Bei den Wiesenhummeln tummeln sich mittlerweile die ersten Jungköniginnen und Drohnen im Nest und das Volk ist gut gewachsen. Weitere Geschlechtstiere werden angesichts der vielen vorhandenen Kokons und Larven in den kommenden Tagen und Wochen noch schlüpfen. Bei den Baumhummeln sind nur wenige Arbeiterinnen vorhanden, dafür viel Kuckucksbrut. Erste Drohnen der Kuckuckshummel sind bereits geschlüpft und auch das Kuckucksweibchen, welches die Baumhummelkolonie übernommen hat, ist noch wohlauf. Die Baumhummeln haben inzwischen einen großen Vorrat im Nest angelegt. Selbst wenn die Arbeiterinnen nun nach und nach absterben, sollten angesichts der Vorräte im Nest viele Geschlechtstiere der Kuckuckshummel gut versorgt sein und abfliegen können.

 

Blick in das Wiesenhummelnest im Schweglerkasten - viel Geschlechtstierbrut ist vorhanden, gut zu erkennen die größeren Kokons von Jungköniginnen

 

Auch tummeln sich bereits Drohnen und neue Königinnen im Nest...

 

Blick in das Baumhummelnest in Kasten 5 - hier hat die Kuckuckshummel für sehr viel neue Brut gesorgt, oben rechts ist ein großes Honiglager erkennbar...

 

Das Weibchen der Kuckuckshummel und zwei junge Kuckuckshummel-Drohnen sowie zwei Baumhummelarbeiterinnen auf den Waben...

 


22.06.2019: Viele Geschlechtstiere! Bei den Wiesenhummeln (im Schwegler-Beton-Kasten) befinden sich zahlreiche Jungköniginnen im Nest und weiterhin gibt es etwa 20 Kokons neuer Königinnen. Auch Drohnen und Arbeiterinnen tummeln sich im Nest. Die Versorgung ist weiterhin gut. Bedingt durch das warme Wetter gibt es mittlerweile auch vermehrt Wachsmottenfalter. Einen erwischte ich heute im Wiesenhummelkasten. Allerdings sollten Wachsmotten hier keinen größeren Schaden mehr anrichten können, da der Großteil der Brut geschlüpft ist und die letzten Kokons binnen der nächsten Tage noch schlüpfen werden.

 

Blick auf den dicht bewachsenen Hummelstand...

 

Blick in das Wiesenhummelnest im Schweglerkasten - hier sind zahlreiche Geschlechtstiere geschlüpft und insbesondere Jungköniginnen tummeln sich auf den Waben...

 

Blick auf Kokons mit neuen Jungköniginnen, auf den Waben sitzen ebenfalls zahlreiche junge Königinnen, in der Bildmitte sind zwei Arbeiterinnen zu sehen...


Im Kasten des Baumhummelvolkes (Kasten 5), welches von der Norwegischen Kuckuckshummel übernommen wurde, gibt es nun ebenfalls zahlreiche neue Kuckucksweibchen und Kuckucksdrohnen. Obwohl nur noch wenige Baumhummelarbeiterinnen da sind, ist die Versorgung immer noch gut. Das liegt wohl vor allem auch daran, dass die Baumhummeln schon im Vorfeld einen großen Vorrat im Nest angelegt hatten. Das Kuckuckshummelweibchen, welches das Nest vor einiger Zeit übernommen hatte, lag heute tot neben dem Nest. Es scheint nun vermutlich altersbedingt gestorben zu sein.

 

Blick in das durch die Norwegische Kuckuckshummel okkupierte Baumhummelnest in Kasten 5 - deutlich sind die auffallend dunkel gefärbten Kokons der Kuckucksbrut zu sehen...

 

Im  Nest befinden sich nun zahlreiche Weibchen und Männchen der Kuckuckshummel...

 


07.07.2019: Starker Wachsmottenbefall bei den inzwischen weitgehend verlassenen Hummelnestern + Bilanz! Bei der heutigen Nestkontrolle konnte ich bei beiden Hummelnestern starken Wachsmottenbefall erkennen. Durch den sehr warmen Juni mit seinen warmen Nächten hatten die Wachsmotten – wie auch 2018 – optimale Bedingungen zur Verpaarung und für das Eindringen in Hummelnester vorgefunden. Bei den Wiesenhummeln ist das inzwischen verlassene Nest zwar mittlerweile komplett zerstört worden, aber der Befall hatte hier keinen nennenswerten Einfluss mehr auf den Erfolg der Kolonie, da zuvor bereits nahezu alle Geschlechtstiere geschlüpft und abgeflogen waren. Insgesamt konnte ich 64 offene sowie 6 abgestorbene Kokons von Jungköniginnen im Nest zählen sowie 103 offene Kokons von Arbeiterinnen oder Drohnen. Damit sollten >50 Jungköniginnen erfolgreich abgeflogen sein sowie geschätzt ähnlich viele Drohnen. Befall durch die Fliege Brachicoma devia spielte dieses Jahr bei den Wiesenhummeln insbesondere durch den kalten Mai keine Rolle. Das war letztes Jahr jedoch anders, wo sogar Arten mit einem kurzen und schnellen Entwicklungszyklus wie die Wiesenhummel durch das sehr warme Frühjahr von dieser Fliege heimgesucht wurden. Normalerweise sind eher Arten betroffen, die einen längeren Entwicklungszyklus haben. 


Beim okkupierten Baumhummelnest waren noch 3 Arbeiterinnen und ein Weibchen von P. norvegicus im Nest anzutreffen. Im Nest tummelten sich ebenfalls unzählige Wachsmottenlarven. Brut war keine mehr vorhanden. Ich habe das stark befallene Nest entfernt und den letzten Hinterbliebenen ein paar der wenigen noch intakten und mit Honig gefüllten Waben wieder in den mit neuem Material versehenen Nistkasten gegeben. Zuvor habe ich noch versucht, die Waben des Nestes auszuzählen. Letztlich fand ich mind. 40 offene Arbeiterinnenkokons, bis zu 56 offene und 8 abgestorbene Drohnenkokons von P. norvegicus sowie 71 offene und 10 abgestorbene Kokons von Weibchen von P. norvegicus im Nest. Ein paar wenige tote Geschlechtstiere fand ich noch im Kasten oder außerhalb des Kastens, was aber normal ist. Letztlich hat das okkupierte Baumhummelnest über 60 Weibchen und >50 Drohnen von P. norvegicus hervorgebracht.


Damit endet das diesjährige Tagebuch 2019 schon recht früh, da die Wiesenhummeln ohnehin eine kurze Saison haben und die Baumhummeln durch die Okkupation ebenfalls einen kürzeren Lebenszyklus hatten als sonst. Interessant war dennoch der Einblick in die Entwicklung der Kuckuckshummelart P. norvegicus, da es zu dieser Art nicht so viele Informationen gibt. Für die kommende Saison hoffe ich natürlich auch auf ein paar Rückkehrer meiner diesjährigen Wiesenhummeln.

 


 

Tagebuch 2019 ist beendet!

 

 

© www.insektenstaaten.de / Dr. Michel Oelschlägel         Hier: Das insektenstaaten.de-Team stellt sich vor       Hier: Kontakt, Impressum und Datenschutz

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