Hummeltagebuch 2021

 

Auch im Jahr 2021 soll es wieder ein Hummeltagebuch geben. Nachdem es im letzten Jahr viele Jungköniginnen gab (siehe Tagebuch 2020), hoffe ich auf ein paar Rückkehrerinnen oder suchende Königinnen im Umfeld unseres Gartens.

 


29. - 31. März 2021: In den letzten Tagen habe ich die Hummelkästen vorbereitet, da es in den letzten 2 Tagen mit über 20 Grad frühlingshaft warm war und erste suchende Königinnen bereits unterwegs sind. Dieses Jahr ist auch noch ein neuer Kasten dazugekommen, der bei den beiden Schweglerkästen mit aufgestellt wurde, in welchen letztes Jahr Erd- und Steinhummeln nisteten. Nach Aufstellen der Kästen konnte ich im Bereich, wo letztes Jahr die Erdhummeln nisteten, auch zwei suchende Rückkehrerinnen beobachten, die allerdings den Kasteneingang nicht gefunden haben und intensiv an der dortigen Mauer mit vielen Löchern und Mäusebauten suchten. Da der Kasteneingang letztes Jahr zugewachsen war, sieht er nun doch zu verändert aus und die Königinnen scheinen ihn nicht ohne Weiteres zu finden. Ev. werde ich hier – sollten weitere Rückkehrerinnen den Kasten nicht finden – aktiv Königinnen einsetzen müssen.

 

Hummelkästen - Standort 1 in unserem Garten; in der Mitte der neue Nistkasten, die Kästen links und rechts waren letztes Jahr besetzt (links von Dunkler Erdhummel, rechts von Steinhummel)

 

Hummelkästen - Standort 2 in unserem Garten; die Kästen waren letztes Jahr von Acker- (brauner Kasten) sowie Gartenhummel (grüner Kasten) besetzt...

 


30. April 2021: Der April war ausgesprochen kalt und in Sachsen der kälteste April seit fast 50 Jahren. Gerade in der ersten Aprilhälfte fiel immer wieder Schnee und es konnte sich selbst in den mittleren Höhenlagen teils über Tage hinweg eine Schneedecke ausbilden. Auch der weitere April verlief zumeist kühl bis kalt. Ende April gab es nachts Frost mit lokal bis zu -8°C in 2 m Höhe. Folglich waren in dem Monat kaum Hummeln zu sehen und auch jetzt sieht man nur wenige Hummeln umherfliegen. Höselnde Königinnen gibt es derzeit nur bei den kälteresistenteren Erd- und Baumhummeln. Sonst ist bisher nur sehr wenig los. Meine Kästen scheinen ebenfalls noch unbesetzt zu sein.

 

"Hummelfeindliches" Wetter mit Aprilwinter und Schnee, selbst in den mittleren Lagen um 400 m...

 


11. Mai 2021: Erste aktive Besiedlung (Steinhummel)! Nach einem ebenfalls kühlen und nassen Start in den Mai ist es seit 2 Tagen erstmals sommerlich warm. Mittlerweile suchen auch vermehrt Ackerhummeln, Gartenhummeln und Steinhummeln nach Nistgelegenheiten. Erstaunlicherweise habe ich auch eine Baumhummelarbeiterin gesehen. Trotz des wirklich kalten Aprils waren einzelne Nestgründungen also bereits erfolgreich und haben Arbeiterinnen hervorgebracht. Trotz suchender Steinhummeln ist der Nistkasten, in dem letztes Jahr ein starkes Steinhummelvolk viele Königinnen hervorgebracht hatte, noch leer. Das verwundert mich allerdings eher wenig, da Steinhummeln bei mir – entgegen der Meinung der Literatur – eigentlich noch nie gute Rückkehrer waren. Gerade in kalten Jahren scheint dies noch weniger der Fall zu sein und die Königinnen machen ihre Nistplatzwahl dann auch von anderen Aspekten abhängig. So fällt in diesem kalten Jahr auf, dass ohnehin viel mehr Königinnen in schützenderen Wäldern suchen als auf freien Feldern – wohl um u.a. dem oft vorhandenen kalten Nordwest-Wind zu entgehen. Im Umfeld unseres Gartens habe ich allerdings auch einige Steinhummelköniginnen entdecken können (es sind vielleicht auch Königinnen aus meinem Nest vom Vorjahr), welche nach Nistplätzen suchten. Eine Königin konnte ich fangen und in den Schwegler-Nistkasten setzen, in welchem im Vorjahr Steinhummeln nisteten (Hummelkästen - Standort 1). Danach begutachtete die Königin den Nistkasten – und das ausgesprochen gründlich. Gut 50 min dauerte ihre Inspektion, bevor sie wieder herauskam und einen sehr schönen Orientierungsflug zeigte. Nun muss man schauen, ob sie auch wirklich wieder kommt und ein Nest gründet.

 


17. Mai 2021: Die angesiedelte Steinhummel im Schwegler-Kasten (Hummelkästen - Standort 1) hat diesen bezogen und konnte heute mehrfach beim Einflug beobachtet werden. Damit ist mind. ein Kasten – trotz der allgemein widrigen Witterungsbedingungen in diesem Frühjahr – besetzt.

 


25. Mai 2021: Noch ein Hummelvolk (Dunkle Erdhummel)! Auch das Wetter im Mai präsentiert sich nach wie vor sehr wechselhaft, immer wieder gibt es Schauer, die Temperaturen liegen meist bei 10-15 Grad. Erfreulicherweise gibt es noch einen selbstständig bezogenen Nistkasten zu vermelden. Es handelt sich um den Kasten, in dem letztes Jahr die Ackerhummeln nisteten (brauner Kasten der Hummelkästen - Standort 2). Dort habe ich heute eine kleine Erdhummel einfliegen sehen und fand anschließend im Kasten ein kleines Nest der Dunklen Erdhummel mit 5-6 Arbeiterinnen und einer Königin. Eine 2. tote Königin (wahrscheinlich die eigentliche Nestgründerin, da sie Pollen an den Hinterbeinen hatte) lag neben dem Nest. Das Nest muss also vor gut 4 Wochen bereits gegründet worden sein, doch ist mir bei dem Kasten bisher kein Flugverkehr aufgefallen. Umso mehr freue ich mich über den selbstständig bezogenen Nistkasten. Ich kontrollierte daraufhin auch nochmal die anderen Nistkästen. Der Steinhummel im Schweglerkasten, welche am 11.05. aktiv angesiedelt wurde, geht es ebenfalls noch gut und sie bebrütet inzwischen 13 große Larven. Alle anderen Kästen waren nicht besetzt, außer kurzzeitig der Kasten, in welchem letztes Jahr die Gartenhummeln waren. Hier fand ich ein verwaistes Nestchen vor, was schade ist. Nach wie vor sieht man gerade in den Wäldern noch suchende Königinnen, wobei davon viele (gerade die, die ihr Nest aufgeben mussten) sicherlich auch auf der Suche nach okkupierbaren Nestern sind und so ohne Weiteres erstmal kein neues Nest gründen werden.

 

Kühles und oft mit Schauern durchsetztes Wetter dominiert auch im Mai, wenngleich es auch freundliche Abschnitte gibt...

 

Das bisher unentdeckte kleine Völkchen der Dunklen Erdhummel im braunen Nistkasten (Hummelkästen - Standort 2) mit ersten Arbeiterinnen...

 

Die Erdhummelkönigin auf der Polsterwolle...

 

Das Steinhummelnestchen im Schweglerkasten (Hummelkästen - Standort 1)...

 


30. Mai 2021: Langsam setzt Wetterbesserung ein und es gibt kaum noch Schauer. Noch ist es eher kühl, aber in den nächsten Tagen soll es mit den Temperaturen wieder auf etwa 20°C oder knapp über 20°C gehen. Beim Erdhummelkasten (brauner Kasten, Hummelkästen - Standort 2) ist die Pendelklappe am Eingang, welche das Nest vor Parasiten und Kuckuckshummeln schützen soll, nun geschlossen und die Klappe wird von den Arbeiterinnen gut gemeistert. Das Nest ist gut versorgt und in spätestens 7-10 Tagen sollte die 2. Generation schlüpfen. Die Steinhummelkönigin im Schweglerkasten (Hummelkästen - Standort 1) hat inzwischen 13 Kokons und neue Eigelege. In den kommenden Tagen ist dann auch hier mit Nachwuchs zu rechnen.   

 

Hummelkästen - Standort 1 in unserem Garten; rechts im Betonkasten nistet die Steinhummelkönigin...

 

Blick auf die Brutwabe der Steinhummelkönigin bestehend aus 13 Kokons und neuen Eigelegen...

 

Die Steinhummelkönigin auf der Polsterwolle...

 

Blick in das Erdhummelnest im braunen Kasten (Hummelkästen - Standort 2)

 

Erdhummelarbeiterin beim Verlassen des Kastens nach Überwindung der Pendelklappe

 


03. Juni 2021: Erste Arbeiterinnen bei der Steinhummel! Warmes Wetter mit über 20°C hat sich endlich durchgesetzt – gutes Flugwetter also für die Hummeln. Bei den Erdhummeln ist die erste Arbeiterin der 2. Generation geschlüpft und die kleine Kolonie wirkt gesund und munter. Bei der Steinhummelkönigin sind die ersten 3 Arbeiterinnen geschlüpft, wodurch die Königin nun auch häufiger unterwegs ist und Nahrung herbeischafft. Sie scheint aber eine ergiebige Nahrungsquelle in der Nähe zu haben, da sie nur 10-15 min braucht, um mit Pollen und Nektar beladen wieder heimzukehren. Drücken wir ihr nun die Daumen, dass sie auch die kommenden Tage noch übersteht, bevor die Arbeiterinnen die Sammeltätigkeit übernehmen und die Königin im schützenden Nest bleibt. Dann werde ich auch den Eingang verengen, damit vor allem Kuckuckshummeln nicht ins Nest vordringen können.

 

Blick auf das Erdhummelnestchen (im braunen Kasten der Hummelkästen - Standort 2) - im Bild die Königin...

 

Hier sieht man das kleine Erdhummelnest mit der unterschiedlich entwickelten Brut noch etwas besser...

 

Einfliegende Steinhummelkönigin... (Hummelkästen - Standort 1)

 

Blick auf das kleine Steinhummelnest: die ersten 3 Arbeiterinnen (oben) sind geschlüpft, unten ist die Königin über dem Honigtopf zu sehen...

 


07. Juni 2021: Das Wetter ist weiter warm und freundlich. Bei den Erdhummeln ist bereits ein Großteil der 2. Generation an Arbeiterinnen geschlüpft. Insgesamt sind mind. 13 Arbeiterinnen vorhanden und das Nest ist gut versorgt. Das kleine Völkchen ist aber durchaus schon etwas reizbarer und beim Öffnen des Nestes fliegen gleich mehrere Tiere auf. Bei der Steinhummel ist die 1. Generation an Arbeiterinnen vollständig geschlüpft und bis zu 13 Arbeiterinnen sind vorhanden. Die Königin bleibt hier nun ebenfalls im Nest und die Sammeltätigkeit wird von den Arbeiterinnen übernommen. Hier habe ich heute den Eingang verengt, damit die Felsenkuckuckshummel (die Kuckuckshummel der Steinhummel) das Nest nicht übernehmen kann, denn derzeit sieht man einige Kuckuckshummeln auf der Suche nach Hummelnestern umherfliegen. Während die größere Kuckuckshummel nicht mehr durch den Eingang passt, schlüpfen die kleineren Arbeiterinnen weiterhin durch den verkleinerten Zugang. Bei den Erdhummeln schützt die Pendelklappe in einem gewissen Rahmen vor Kuckucksangriffen. Die kritischste Phase haben damit beide Völkchen nun hinter sich. 

 

Die Erdhummeln im braunen Kasten der Hummelkästen am Standort 2...

 

Unten ist die Erdhummelkönigin zu sehen...

 

Beim Schweglerkasten mit den Steinhummeln (Hummelkästen - Standort 1) habe ich den Eingang verengt, sodass nur noch die Arbeiterinnen diesen passieren können, aber keine großen Kuckuckshummeln...

 

Blick auf die kleine Steinhummelkolonie mit der größeren Königin rechts auf den Brutwaben...

 


15. Juni 2021: Es ist weiterhin warm und meine beiden Hummelnester entwickeln sich gut weiter. Bei den Steinhummeln ist die 2. Generation geschlüpft und mehr als 15 Arbeiterinnen bewohnen das Nest. 40 neue Kokons sind vorhanden, die in den kommenden 10 Tagen schlüpfen werden. Auch die Königin ist wohlauf. Bei den Erdhummeln sind auch mehr als 15 Arbeiterinnen vorhanden. Das Nest wurde inzwischen tief in das Nistmaterial eingegraben. Im Nest befinden sich interessanterweise 3 Drohnen, die eigentlich noch nicht erscheinen sollten. Eventuell hat es doch eine Arbeiterin geschafft, selber ein paar Eier zu legen, welche der Königin entgangen sind? Normalerweise frisst die Königin die Eier von Arbeiterinnen. Ohnehin versuchen nur die ranghöchsten Arbeiterinnen im Nest überhaupt Eier zu legen, und normalerweise passiert auch das erst später im Jahr. Mal schauen, wie es hier weitergeht. Brut gibt es weiterhin reichlich. Ob daraus weiter Drohnen schlüpfen oder Arbeiterinnen, das wird sich zeigen. Sollten weiterhin Drohnen dabei sein, so kann das auch für eine unzureichend befruchtete Königin sprechen. Aber erstmal abwarten…

 

Blick auf das Steinhummelnest, in der Mitte die größere Königin...

 

Das Erdhummelnest, ebenfalls mit der Königin im Zentrum des Bildes...

 


20. Juni 2021: Die erste Hitzewelle des Jahres mit >30°C macht den Hummeln zu schaffen. Trotz der hohen Temperaturen entwickeln sich die Nester gut weiter. Beide Nester beherbergen inzwischen mind. 30 Arbeiterinnen. Bei den Steinhummeln hat vor 2 Tagen eine Felsenkuckuckshummel versucht, in den Kasten zu gelangen. Sie scheiterte aber am verkleinerten Kasteneingang. Hier sieht man wieder, wie wichtig solche Schutzvorkehrungen sind. Bei den Erdhummeln sind unterdessen viele neue Arbeiterinnen geschlüpft, Drohnen sieht man keine mehr. Die 3 geschlüpften Drohnen vor paar Tagen waren daher nur ein vorübergehendes Phänomen, ev. durch 3 unentdeckte Eier von einer Arbeiterin. Durch das warme Wetter sieht man abends auch erste Wachsmottenfalter am Erdhummelkasten. Damit hat nun auch die Wachsmottensaison begonnen und bei zukünftigen Nestkontrollen muss nun explizit auch auf diesen Parasiten geachtet werden. 

 

Das Steinhummelnest ist deutlich gewachsen und es gibt viel Brut in jedem Entwicklungsstadium...

 

Auch bei den Erdhummeln ist viel los und reichlich Brut wird betreut...

 


27. Juni 2021: Erste Geschlechtstierbrut erkennbar! Das Erdhummelnest beherbergt mittlerweile mind. 70 Arbeiterinnen und erste Großlarven und Kokons von Jungköniginnen sind erkennbar. Die Königin kann man zudem oft bei der Eiablage beobachten. Weiterhin herrscht guter Flugbetrieb und viel Pollen und Nektar wird eingeflogen. Bei den Steinhummeln sind etwa 50-65 Arbeiterinnen vorhanden. Auch dieses Nest ist gut versorgt und die Königin sieht gesund und munter aus. Zudem gibt es viel Brut, wahrscheinlich auch allererste Larven von neuen Jungköniginnen.

 

Blick auf das Erdhummelnest, deutlich sind die großen Kokons erkennbar, in denen sich neue Jungköniginnen entwickeln...

 

Das Steinhummelnest, ebenfalls mit einigen größeren Larven, aus denen bereits neue Jungköniginnen werden können...

 


5. Juli 2021: Höhepunkt der Volksentwicklung bei den Erdhummeln! Bei den Erdhummeln bewohnen nun etwa 100-120 Arbeiterinnen das Nest, der Höhepunkt hinsichtlich der Anzahl der Arbeiterinnen scheint erreicht. Es findet sich nun viel Brut neuer Geschlechtstiere im Nest, während dagegen immer weniger Arbeiterinnen schlüpfen werden. In etwa einer Woche sollten auch die ersten Jungköniginnen geschlüpft sein. Häufig sieht man die Altkönigin auf ihren Brutwaben. Die Wächterinnen sind mittlerweile recht reizbar und stechbereit. Brachicoma-Befall ist bisher nicht erkennbar, scheinbar schützt hier die Mottenklappe ganz gut. Auch die Steinhummeln entwickeln sich gut und bringen es auf mind. 80 Arbeiterinnen. Neben viel neuer Brut, aus welcher noch zahlreiche Arbeiterinnen hervorgehend werden, finden sich auch erste Königinnenkokons und möglicherweise auch Kokons, welche Drohnen enthalten. Erster Brachicoma-Befall ist bei der Brut erkennbar, aber es sind bisher nur einzelne Kokons hier und da betroffen. Der Höhepunkt bezgl. der Arbeiterinnenanzahl sollte hier bald erreicht sein.

 

Das Erdhummelvolk erreicht derzeit wohl seinen Höhepunkt, bald werden die ersten Geschlechtstiere erscheinen...

 

Auch das Steinhummelvolk entwickelt sich sehr gut und erste größere Kokons, welche Jungköniginnen enthalten, sind erkennbar...

 


11. Juli 2021: Jungköniginnen bei den Erdhummeln + Wachsmotten! Bei den Erdhummeln gibt es bereits Jungköniginnen und das Nest ist durch ca. 100 Arbeiterinnen noch gut versorgt. Es gibt allerdings auch einige bereits große Wachsmottenlarven im Nest. Bisher sind mir im Nest gar keine Wachsmottenlarven ausgefallen, weshalb das doch etwas überraschte. Bei einer genaueren Kontrolle zeigte sich, dass bisher aber keine belegten Brutwaben betroffen sind und die Wachsmottenlarven weiter unten im nicht mehr genutzten Nestteil leben. Ich werde das weiter beobachten, aber vorerst mit weiteren Maßnahmen abwarten. Eine Behandlung mit Bacillus thuringiensis macht bei der Größe der Larven keinen Sinn mehr (wirkt nur bei kleinen Larven) und das Entfernen befallener Nestteile wäre jetzt während des Höhepunktes eine grobe Störung. Da das Volk ohnehin bald „durch“ sein wird, geht es vielleicht auch noch so. Befall durch Brachicoma devia (Fliegenart) ist bei dem Nest bisher nicht erkennbar. Hier scheint die Klappe am Eingang gut zu schützen, während die Wachsmotten ihre Eier wohl außerhalb des Kastens ablegen und die Larven dann dennoch das Nest durch den Geruch erreichen können.

 

Blick in den Erdhummelkasten - hier sitzen gerade zwei Gruppen von Jungköniginnen auf dem Nistmaterial...

 

Blick in das Erdhummelnest - unten in der Mitte die Altkönigin, rechts daneben zwei Jungköniginnen...

 

Bei den Steinhummeln leben mehr als 80 Arbeiterinnen im Nest, der Zuwachs der Arbeiterinnen verläuft aber eher schleppend und eigentlich müssten schon mehr Arbeiterinnen da sein. Ich vermute, dass einige Arbeiterinnen der Dickkopffliege (Parasit) zum Opfer fallen, welche aktuell draußen aktiv ist und gerne Steinhummelarbeiterinnen beim Sammeln befällt. Durch die späten und vor allem auch wenigen Nestentwicklungen nach dem kalten Frühjahr haben die verbliebenen Völker nun verstärkt mit Parasiten zu tun. Dennoch findet sich auch bei den Steinhummeln immer mehr Geschlechtstierbrut und die Versorgung des Nestes ist gesichert. Da hier bald die ersten Jungköniginnen erscheinen werden, habe ich auch die Eingangsverengung, die gegen die Kuckuckshummeln gedacht war, entfernt.

 

Auch bei den Steinhummeln werden immer mehr Geschlechtstiere herangezogen...

 


13. Juli 2021: Bei den Erdhummeln kontrolliere ich derzeit engmaschiger aufgrund des Wachsmottenbefalls. Auch heute habe ich wieder einige große Wachsmottenlarven entfernt. Das Nest sieht aber weiter gesund und intakt aus und viele Geschlechtstiere schlüpfen derzeit.

 

Anflug einer Jungkönigin auf den Erdhummelkasten...

 

Im Erdhummelnest tummeln sich zahlreiche Geschlechtstiere...

 


16. Juli 2021: Sehr viele Erdhummelköniginnen bewohnen neben Drohnen das Erdhummelnest, während die Anzahl der Arbeiterinnen immer stärker abnimmt. Die Versorgung des Nestes ist noch sehr gut, aber die vielen Geschlechtstiere haben auch großen Hunger und verbrauchen viele Vorräte. Die meisten Jungköniginnen sind mittlerweile geschlüpft, man findet nun vorwiegend noch Brutzellen, aus denen Drohnen hervorgehen werden. Erfreulich ist auch, dass es kaum Flügelschäden bei den Geschlechtstieren, bspw. durch das Deforming Wing Virus, gibt. Nur 3 Königinnen habe ich entdeckt, wo die Flügel Schäden aufwiesen, was aber auch an anderen Gründen liegen kann. Die anderen Tiere sind kräftig und gesund. Erstmals habe ich heute die Altkönigin nicht mehr gesehen. Auch heute habe ich übrigens wieder Wachsmottenlarven entfernt. Zudem saßen Falter außen am Kasten und belagerten das Nest.

 

Blick in den Erdhummelkasten - viele Jungköniginnen sitzen auf der Nistwolle, ein schöner Anblick...

 

Auch im Erdhummelnest sitzen viele Jungköniginnen und Drohnen...

 

Zwei Jungköniginnen der Erdhummel am Kasteneingang...

 

Auch hier lernt gerade eine Jungkönigin den Umgang mit der Klappe...

 


19. Juli 2021: Geschlechtstiere bei den Steinhummeln, Niedergang bei den Erdhummeln! Bei den Erdhummeln wird es immer ruhiger. Die Zahl der Arbeiterinnen hat weiter abgenommen, noch etwa 25-30 Arbeiterinnen betreuen die verbliebenen Geschlechtstiere. Viele Jungköniginnen und Drohnen haben das Nest bereits verlassen, weiterhin sieht man viele Königinnen ein- und ausfliegen. Im Nest gibt es noch Kokons von Geschlechtstieren (vor allem Drohnenbrut und 6 Jungköniginnenkokons) und einige wenige Larven, sonst wird derzeit kaum noch Brut aufgezogen. Zudem sind die Vorräte stark aufgebraucht worden – vor allem durch die geschlüpften Geschlechtstiere. Um die Erdhummeln etwas zu unterstützen, habe ich heute mit Zuckerlösung (im Laborduranglas) zugefüttert, damit auch die letzten Tiere noch eine Chance haben. Auch Wachsmottenlarven habe ich heute wieder entfernt. Die Altkönigin lag heute auch tot neben dem Nest. Die Saison geht für die Erdhummelkolonie nun langsam zu Ende.

 

Zufütterung bei den Erdhummeln mittels Laborduranglas...

 

Bei den Steinhummeln ist dagegen noch kein Niedergang erkennbar. Etwa 80-100 Arbeiterinnen betreuen hier das Nest und erste Jungköniginnen und Drohnen sind im Nest vorhanden, einige Jungköniginnen fliegen auch bereits aus. Weiterhin schlüpfen aber auch Arbeiterinnen. Hier scheint die Umstellung von Arbeiterinnenproduktion auf Geschlechtstiere nicht so drastisch zu verlaufen wie bei den Erdhummeln und neben der Aufzucht von Geschlechtstieren entstehen bei den Steinhummeln auch oft eine Zeit lang noch Arbeiterinnen. Ähnliches konnte ich schon letztes Jahr bei den Steinhummeln gut beobachten. Die Altkönigin ist auch weiter aktiv und hat auch noch die Kontrolle über ihr Nest. Kämpfe mit Arbeiterinnen – wie sie gerade bei Steinhummeln während des Entwicklungshöhepunktes oft beobachtet werden können – konnte ich bisher noch nicht ausmachen. 

 

Bei den Steinhummeln gibt es viele Kokons und Larven neuer Geschlechtstiere, einige Geschlechtstiere sind auch bereits geschlüpft...

 


22. Juli 2021: Heute habe ich nochmal bei den Erdhummeln kontrolliert. Hier hatte ich am 19.07. zugefüttert und ein Laborduranglas mit Zuckerlösung gefüllt und im Nest bereitgestellt. Heute war dieses Glas komplett leer, weshalb ich nochmal nachgefüttert habe. Der bei Weitem größte Teil der Jungköniginnen ist inzwischen endgültig abgeflogen, aber einige Jungköniginnen tummeln sich – neben vielen Drohnen – noch im Nest. Letzte Jungköniginnen schlüpfen aktuell noch. Drohnen werden dagegen noch einige Zeit lang aus dem Nest hervorgehen. Die letzten Arbeiterinnen (20-30) versorgen noch das Nest und tragen auch noch Pollen ein. Der Pollen dient vor allem den Jungköniginnen, denn Larven gibt es so gut wie keine mehr im Nest. Wachsmottenlarven sieht man inzwischen nur noch sehr wenige. Bei den Steinhummeln sieht man immer mehr Jungköniginnen beim Ab- und Anflug. Hier habe ich heute aber nicht kontrolliert, da am 19.07. soweit alles in Ordnung war.

 

Einige Jungköniginnen und viele Drohnen tummeln sich noch im Erdhummelnest...

 


24. Juli 2021: Da bei den Erdhummeln mittlerweile neue kleine Wachsmottenlarven vorhanden sind und auch über einige der letzten Hummelkokons herfallen, habe ich heute das Nest doch noch auseinandergenommen und die verbliebenen intakten Kokons und Waben mit Vorräten in eine saubere, neue Nestumgebung umgesetzt. Hummellarven gab es keine mehr. Noch etwa 15-20 Arbeiterinnen sind vorhanden und betreuen die letzten 3-4 Jungköniginnen und noch zahlreiche Drohnen im Nest. Im Nest habe ich dann auch nochmal Zuckerlösung angeboten. Die restlichen Brutwaben habe ich ausgezählt für die abschließende Bilanz, welche ich dann am Saisonende noch darstellen werde (siehe unten).

 

Blick auf das freigelegte Erdhummelnest...

 

Gruppe von vornehmlich Drohnen...


Bei den Steinhummeln sind nochmal neue Arbeiterinnen geschlüpft, die Volkstärke liegt bei etwa 80-100 Arbeiterinnen. Zudem sieht man im Nest Jungköniginnen und Drohnen. Brachicoma devia ist nach wie vor ein Thema und befällt die Brutwaben, insbesondere die Kokons mit Jungköniginnen sind betroffen. Die Arbeiterinnen der Steinhummel öffnen die befallenen Kokons auch und entfernen die ausgesaugte Brut, bei anderen Hummelarten bleiben die Kokons nach oben hin geschlossen und verfärben sich dunkel (bspw. bei Erdhummeln). Dadurch kann man diese bei Erdhummeln einfacher bilanzieren. Gegen diese Fliege kann man leider kaum etwas machen, außer ev. kommendes Jahr alle Kästen mit Klapptürchen auszustatten (bei den Erdhummeln hat es dieses Jahr immerhin ganz gut geklappt – wenngleich es nicht gegen Wachsmotten geholfen hat).

 

Blick auf das Steinhummelnest; insbesondere oben sieht man einen Brutwabenbereich, bei dem die Arbeiterinnen aufgrund von Brachicoma devia die befallenen Kokons geöffnet und die Brut entfernt haben...

 


30. Juli 2021: Massiver Wachsmottenbefall bei den Steinhummeln! Bei den Steinhummeln machte ich heute eine erschreckende Entdeckung. Das Nest war fast komplett zerfressen und zerstört. Und das binnen 6 Tagen! Vor 6 Tagen machte das Nest noch einen gesunden Eindruck und es war nicht eine Wachsmottenlarve erkennbar – wenngleich rückblickend auch da „unsichtbar“ bereits viel Mottenbrut vorhanden war. Die Hummeln haben ihr Nest hier diesmal in die Sägespäne hineingebaut, wodurch die Mottenlarven wohl deutlich weniger Gespinst anlegten und sich einfach durch das lockere Nistmaterial hindurch bewegten sowie sich blitzschnell auch dahin zurückziehen konnten. Dadurch war der Befall auch vorher – trotz seiner Intensität – nicht erkennbar. Hinzu kommt, dass normalerweise erster Befall oft an der Nesthülle erkennbar ist. Da die Steinhummeln aber ihr Nest nur mit dem Kapok überdeckt hatten, ohne nennenswerte Wachs- und Honiganteile dort (wie sonst üblich) zu verbauen, haben die Mottenlarven gleich von unten her das Nest infiltriert und blieben lange nicht erkennbar. Selbst beim heutigen Herausgeben des Nestes waren zunächst kaum Mottenlarven erkennbar, aber beim Auseinandernehmen der unteren Nestteile und der Sägespäne direkt unter dem Nest war das wahre Ausmaß erkennbar. Mind. 300 große Mottenlarven waren hier zählbar – kein Wunder das dieses Nest binnen so kurzer Zeit zerstört wurde. Umso erstaunlicher ist es, dass dieser massive Befall so unauffällig blieb. Ich habe mir auch nochmal die Videoaufnahmen vom 24.07. angesehen – selbst da war keine einzige Motte erkennbar. Schade, aber diesmal haben die Mottenlarven mich hier wirklich ausgetrickst. Eventuell macht gerade in einer so spät beginnenden Saison wie in diesem Jahr eine prophylaktische Behandlung mit Bacillus thuringiensis immer Sinn. Als Reaktion auf den massiven Befall habe ich die wenigen Waben mit Vorräten sowie ein letztes Larvenbündel in eine neue Nestumgebung überführt. Die letzten Jungköniginnen und Drohnen habe ich ebenfalls in das neue Nestchen umgesetzt und dort Zuckerlösung angeboten. Sie werden hier von den Arbeiterinnen noch betreut und versorgt. Auch die Zahl der Arbeiterinnen hat bereits deutlich abgenommen, wohl auch bedingt durch Dickkopffliegenbefall.

 

Massen an Wachsmottenlarven sind - gut versteckt - über das Steinhummelnest hergefallen...


Das Steinhummelnest hatte es ohnehin nicht leicht. Durch die spätere Nestentwicklung aufgrund des ungewöhnlich kalten Frühjahrs haben Dickkopffliegen und Brachicoma devia hier bereits frühzeitig Probleme verursacht. Nun folgte noch ein ungewöhnlich starker Wachsmottenbefall, der keine nennenswerte Rettung mehr zuließ. Normalerweise kann man auch beim Auftreten größerer Mottenlarven noch Teile des Nestes gut retten, teils unter strengen Kontrollen sogar zunächst noch ohne größeren Eingriff das Nest weitgehend durchbringen (siehe Erdhummeln dieses Jahr). Aber bei einem solch massiven Befall mit gleichalten Mottenlarven wie diesmal bei den Steinhummeln ist nicht mehr viel zu machen. Zum Glück kommt ein solches Ausmaß aber wirklich selten vor. Die letzten Geschlechtstiere und Arbeiterinnen können bei den Steinhummeln nun zumindest noch in Ruhe ihre Saison abschließen und abfliegen.


Bei den Erdhummeln sind mittlerweile alle Geschlechtstiere abgeflogen, nur noch 5 Arbeiterinnen sind vorhanden. Fast alle umgesetzten Drohnenkokons vom 24.07. sind noch geschlüpft, zwei Kokons abgestorben.

 


31. Juli 2021: Bilanz meiner diesjährigen Hummelvölker! Da nun nicht mehr viel Neues zu erwarten ist und die Nester bald weitgehend verlassen sein werden, wird es Zeit für eine Bilanz. Die Saison als solche war aufgrund des kalten Frühjahrs und des oft späten Entwicklungsbeginns der Nester nicht leicht, da die Parasiten von dem kalten Frühjahr unbeeindruckt blieben und im warm-freuchten Sommer den wenigen verbliebenen Hummel-Nestern doch stark zusetzten.

 

Die Erdhummeln sind allerdings noch ganz gut durchgekommen – trotz Wachsmottenbefall. Insgesamt gibt es hier 192 offene Arbeiterinnenzellen, 158 offene Drohnenzellen und 104 offene Königinnenzellen. 12 Arbeiterinnenkokons, 65 Drohnenkokons und 15 Königinnenkokons waren abgestorben – Hauptgrund war hier der Mottenfall. Dennoch sind – abzüglich einiger normaler Verluste an geschlüpften Tieren – mindestens 80 Jungköniginnen und >130 Drohnen erfolgreich abgeflogen. Das ist doch sehr erfreuliche Bilanz. Brachicoma devia spielte hier kaum eine Rolle, da hat die Mottenklappe gut funktioniert. Gegen die Wachsmotten hat sie leider nicht geholfen und hier maximal die Befallsstärke reduziert.

 

Bei den Steinhummeln war der Parasitendruck diesmal durch die verzögerte Nestentwicklung sehr massiv und zunächst wurde durch Dickkopffliegen die Arbeiterinnenanzahl (gerade Steinhummeln werden hier gern parasitiert) immer wieder reduziert bzw. nahm die Volkstärke lange Zeit nicht mehr wirklich zu. Später befiel dann Brachicoma devia Teile der Geschlechtstierbrut. Zuletzt dann vernichtete ein sehr starker Wachsmottenbefall das Nest. Trotz dieser sehr widrigen Umstände sind immerhin mind. 15 Jungköniginnen und mind. 40 Drohnen hier erfolgreich abgeflogen. Das ist immerhin etwas.

 

Hoffen wir nun, dass möglichst viele Jungköniginnen gut durch den Winter kommen und nächstes Jahr eine bessere Saison vorfinden, damit die Ausfälle aus dieser Saison wieder ausgeglichen werden können.

 


 

Tagebuch ist beendet...
 

 

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