zurück zu Teil 1

 


10. Oktober 2008: Es geht weiter bergab. Von den Anfang September ca. 300 Ein- und Ausflügen in 10 Minuten sind noch etwa 70 Flüge in dieser Zeitspanne übrig. Die unteren Etagen des Nestes wirken leer, alle Puppen scheinen geschlüpft zu sein. Die letzten Geschlechtstiere werden noch intensiv versorgt von den Arbeiterinnen. In etwa 2 Wochen wird die Kolonie so gut wie abgestorben sein. Wie erfolgreich diese Kolonie war, wird sich nach der Durchsicht der Waben zeigen, was nach dem Absterben der Kolonie noch ansteht.

 

prächtig gefärbt sind mittlerweile die Bäume

 

Blick auf das Nest - im Gegensatz zu dem Bild vom 5.10. wird deutlich, dass wieder ein Teil der Larven aus dem Nest geworfen wurde. Zudem scheinen nun alle Puppen geschlüpft zu sein...

 

Blick von unten auf das Nest, es wird immer leerer...

 

Fütterung der letzten Arbeiterinnen mit Apifonda

 


17. Oktober 2008: Nur noch wenige Arbeiterinnen bewohnen das Nest, etwa 40-50 Ein- und Ausflüge finden binnen 10 Minuten statt. Geschlechtstiere gibt es nur noch ganz vereinzelt. Die Arbeiterinnen tragen noch Baummaterial ein, um das Nest wegen der kalten Nächte noch etwas abzudämmen.

 

Verlassen wirkt das Nest, aber nur auf den ersten Blick...

 


24. Oktober 2008: Übergriff auf das Nest! Wegen der nur noch sehr geringen Volkstärke und der kaum noch vorhandenen Verteidigungsbereitschaft der letzten ca. 30 Arbeiterinnen hat wohl ein Marder versucht, in das Nest einzudringen. Zumindest lagen heute die untersten 4 Wabenetagen des Nestes heruntergerissen unter dem Nest. Begünstigend für solche Übergriffe sind auch die sehr kalten Nächte, wo die nur noch wenigen Arbeiterinnen eher matt und langsam auf den Waben sitzen (müssen ja nichts mehr bebrüten). Um das Nest vor weiteren Übergriffen zu schützen, habe ich provisorisch den Eingang etwas modifiziert, sodass allzu große Tiere nun nicht mehr eindringen sollten. Ich bin weiterhin auf die Gesamtzahl an Wabenetagen bei diesem Nest gespannt. Zudem sind bei dieser Kolonie in den letzten Tagen alle Geschlechtstiere restlos abgeflogen, im Gegensatz zu dem Nest im Hochstand.

 

Sonnenaufgang nach frostiger Nacht...

 

Teils geplündertes Nest, die unteren 4 Wabenetagen wurden heruntergerissen...

 


31. Oktober 2008: Nest so gut wie abgestorben! Nach einer kalten Woche mit ersten Schneefällen im Erzgebirge und im Vorland war am 31.10. kein Flugverkehr mehr feststellbar, auch auf Kopfen von außen reagierte niemand. Daher habe ich das Nest heute aus dem Baum herausgeholt, damit ich noch die Anzahl der Wabenetagen ermitteln kann, bevor das Nest doch noch weiter geplündert werden sollte. Wabe für Wabe holte ich langsam aus der Baumhöhle, was an sich leichter klingt es als letztendlich war. Einige leblose Hornissenarbeiterinnen fielen mir dabei vor die Füße (welche später bei Sonneneinstrahlung wieder lebendig wurden und noch wegflogen). Insgesamt brachte es das Nest auf 10 Wabenetagen. Mit einer Flugrate von ca. 300 Tieren in 10 Minuten Anfang September war die Kolonie anfangs doch deutlich stärker als das Nest im Hochstand, doch die kalte Witterung hat die weitere Entwicklung der Kolonie so erheblich gebremst, sodass ingesamt nur 10 Waben gebaut werden konnten. Problematisch war hier auch die Zufütterung, da nur kleinere Mengen Apifonda zugegeben werden konnten, im Gegensatz zum Nest im Hochstand. Dieses konnte sehr massiv durch die kalte Witterungsphase gefüttert werden und entwickelte sich entsprechend erfolgreich weiter (7 Wabenetagen, davon gut 4 Wabenetagen mit geschlüpften Geschlechtstieren --> mind. 700 Geschlechtstiere).

 

Schneereste am 31.10 von den vergangenen Tagen...

 

Wabe für Wabe wird aus dem Baum geborgen, hier eine Wabe mit ausschließlich Großzellen

 

weiter oben: gemischte Wabe, mit sowohl Groß- als auch Kleinzellen

 

Blick auf die vorletzte Wabe mit ausschließlich Kleinzellen (für Arbeiterinnen), auch die noch darüber liegende oberste Wabe

(älteste gebaute Wabe) enthielt typischerweise nur Kleinzellen

 

leere Baumhöhle nach der Entfernung aller Waben

 

Hier habe ich die Waben (inklusive der heruntergerissenen Waben vom Überfall) ungefähr so wieder aufeinander gesetzt,

wie sie ursprünglich wohl übereinandergebaut waren, man erhält somit einen kleinen Überblick über das ganze Nest mit seinen 10 Wabenetagen

 

Das Nest im Baum hat insgesamt 3 Waben mit ausschließlich Großzellen bzw. ausschließlich Geschlechtstieren großgezogen. Des Weiteren gab es eine Wabe, die neben Kleinzellen für Arbeiterinnen auch Großzellen enthielt, wo ebenfalls Geschlechtstiere geschlüpft waren. Auf der 8. Wabe kam etwa die Hälte der Brut dazu, sich zu verpuppen und aus den Kokons zu schlüpfen. Insgesamt kann man also davon ausgehen, dass auch hier >700 Geschlechtstiere geschlüpft sind. Wie man erkennt, haben sich die Entwicklungen der beiden dokumentierten Kolonien durch die Kältewelle im September und die unterschiedlich erfolgreiche Zufütterung ziemlich angeglichen. Erwähnt werden sollte dazu noch, dass bei der Kolonie im Hochstand mit 7 Wabenetagen ja am ursprünglichen Standort vor der Migration auch schon ca. 2 Waben existiert haben müssten, sodass man insgesamt auf etwa 9 Waben kommt. Zudem musste hier auch viel mehr in die Nesthülle investiert werden als beim Nest im Baum, wo sie weitgehend fehlte. Beide Kolonien haben sich also im Endeffekt ähnlich gut entwickelt, wobei trotz des guten Anfangs von Mai bis August mit vielen Kolonien durch den Kälteeinbruch im September nicht unerhebliche Verluste auftraten. Mit jeweils mind. 700 Geschlechtstieren haben aber beide Kolonien gerade in dieser letztlich eher widrigen Saison einen wichtigen Beitrag zur Arterhaltung leisten können.

 

 

© www.insektenstaaten.de / Dr. Michel Oelschlägel         Hier: Das insektenstaaten.de-Team stellt sich vor       Hier: Kontakt, Impressum und Datenschutz

CMS