Hornissennest in einem Schuppen (2009)

 

Die Hornissensaison hatte dieses Jahr eher spärlich begonnen. Durch einen kalten Juni waren viele Anfangskolonien von Hornissen und Wespen ausgefallen. Ich rechnete daher mit einer eher schlechten Saison 2009. Ab August 2009 gab es aber dann doch einige Nestmeldungen.

 

Anfang August wurde ich angerufen und zu einem Hornissennest zugezogen, welches sich in einem Schuppen auf einem Badgelände befand. Die Erstbesichtigung des Nestes fand am 10. August statt. Glücklicherweise konnten die sehr einsichtigen Besitzer davon überzeugt werden, die Kolonie am Standort bis zum Saisonende zu belassen. Zudem war eine regelmäßige Kontrolle dieses recht starken Nestes möglich.

 


10. August 2009: Heute fand der Erstbesuch am Nest statt. Für die diesjährige Saison war diese Kolonie recht kräftig und das Nest bestand aus 4 Wabenetagen. Die 4. Wabenetage und möglicherweise zum Teil auch die 3. Etage bestand bereits aus Großzellen für Geschlechtstiere. Ein Migrationsnest würde ich hier ausschließen, sicherlich ist die Kolonie bereits seit der Nestgründung an diesem Standort. Etwa 150 Hornissenarbeiterinnen bewohnen den Bau. Auch die Königin war regelmäßig bei der Eiablage zu beobachten.

 

Hochsommerwetter

 

 

Aufnahmen vom Nest

 


24. August 2009: Das Nest war deutlich gewachsen. Die 7. Wabenetage wurde bereits begonnen und die Volkstärke dürfte bei etwa 250-300 Arbeiterinnen liegen. Oft war auch wieder die Altkönigin bei der Eiablage zu beobachten. Bald sollten die ersten Geschlechtstiere im Nest erscheinen.

 

 

beständiges Sommerwetter

 

 

Aufnahmen vom Nest

 


2. September 2009: Die Altkönigin ist tot. Heute konnte ich sie tot im Schuppen entdecken. Die Arbeiterinnen haben bereits begonnen, selber weitere Eier zu legen und gerade an den Randzellen herrschte teils reges Gedränge unter den Arbeiterinnen, welche eigene Eier legen wollten. Der Tod der Altkönigin ist verhältnismäßig früh eingetreten, meist sterben die Königinnen altersbedingt Mitte-Ende September. Gelegentlich, wie voriges Jahr bei der Kolonie im Hochstand, leben die Königinnen bis Anfang Oktober. Dennoch sollten zahlreiche bestiftete Großzellen für eine große Anzahl an Jungköniginnen sorgen. Mittlerweile tummeln sich auch Drohnen und erste Jungköniginnen im Nest, welches 7 Wabenetagen sowie eine angefangene 8. Wabenetage umfasst. Etwa 400 Arbeiterinnen bewohnen den Bau.

 

tote Altkönigin

 


9. September 2009: Trotz Tod der Altkönigin wird das Nest rege erweitert. Die 9. Wabenetage wurde begonnen und alle Zellen waren restlos von den Arbeiterinnen bestiftet worden. Aus diesen Eiern werden jedoch nur Drohnen schlüpfen. Zudem sieht man immer mehr Drohnen und Jungköniginnen im Nest. Auch hat der Larvenrauswurf mittlerweile begonnen. Dabei werden größere Larven aus den Zellen gezerrt und aus dem Nest geworfen, um die Nahrungsversorgung der Geschlechtstiere zu optimieren. Dieser Vorgang ist bei allen starken Hornissenkolonien im Laufe des Herbstes zu beobachten.

 

 

trockenes, warmes Wetter dominiert bisher im September

 

 

 

Nestaufnahmen

 

 

Blick ins Nest

 

Jungkönigin

 


16. September 2009: Zahlreiche Jungköniginnen und Drohnen bewohnen den Bau. Zudem wird das Nest rege von Drohnen aus fremden Nestern umflogen, welche versuchen, Jungköniginnen zur Begattung gleich am Nest abzufangen. Die Arbeiterinnen wiederum attackieren die Drohnen, wenn diese dem Nest zu nahe kommen. Einige Drohnen erleiden dabei Verletzungen oder werden sogar abgestochen. Der Höhepunkt des Nestes scheint erreicht. Etwa 280-300 Ein- und Ausflüge finden binnen 10 Minuten statt. Jungköniginnen sieht man ebenfalls vermehrt zur Verpaarung abfliegen. Nach der Paarung kehren die Jungköniginnen nicht mehr ins Nest zurück, sondern suchen sich gleich ein Winterquartier.

 

Nest Gesamtansicht

 

Blick ins Nest - zahlreiche Jungköniginnen verstecken sich in den Lufttaschen (links unten)

 


22. September 2009: Turbulent geht es momentan zu am Hornissennest. Zahllose fremde Drohnen belagern das Nest. Zeitweise sieht man mehr als 30 fremde Drohnen um das Nest fliegen, dazu Arbeiterinnen, welche die Drohnen abzufangen versuchen. Gelegentlich ergreift ein Drohn eine Jungkönigin am Nest und fällt mit ihr zu Boden, wo die Verpaarung erfolgt. Andere werden bei dem Versuch von zeitweise mehreren Arbeiterinnen verletzt oder erstochen. Mehrfach konnte ich heute unter dem Nest Verpaarungen beobachten. Teils kämpften 2-3 Drohnen um die Gunst einer Königin. Das Nest selbst besteht aus nun 9 oder 10 Wabenetagen, die genaue Anzahl wird nach dem Absterben der Kolonien Ende Oktober oder Anfang November bestimmt.

 

 

wunderschönes Spätsommerwetter

 

 

Blick auf das Nest

 

Blick ins Nest - zahlreiche Jungköniginnen verstecken sich in den Lufttaschen

 

 

2 Paarungen unter dem Nest

 

2 Drohnen kämpfen um die Gunst der Jungkönigin, die obere hat wohl durch Angriffe seitens der Arbeiterinnen am Nest bereits einen Fühler verloren 

 


27. September 2009: Weiterhin umfliegen zahllose Drohnen das Nest. Die Anzahl der Arbeiterinnen nimmt zunehmend ab, weshalb nun immer mehr Larven von Geschlechtstieren, meist Drohnen, die kurz vor der Verpuppung stehen, aus dem Nest geworfen werden. Unter den Nest liegen zahlreiche tote Drohnen, die wohl den Arbeiterinnen zu aufdringlich wurden. Im Nest gibt es weiterhin zahllose Geschlechtstiere, meist lassen sich Jungköniginnen blicken. Mehrere stürmische Verpaarungen finden teils zeitgleich unter dem Nest und in Nestnähe statt. Oft werden die Drohnen bei der Annäherung von mehreren Arbeiterinnen angegriffen. Wenn ein Drohn eine Jungkönigin am Nest erfasst, stürzen sich ebenso mehrere Arbeiterinnen auf das Pärchen. Zwar greifen die Arbeiterinnen hauptsächlich den Drohn an, aber mitunter kann dabei auch die Königin verletzt werden, meist an ihren Flügeln. Das bedeutet zugleich das Todesurteil für die Jungkönigin. Vereinzelt sind solche Beobachtungen auch bei diesem Nest zu beobachten, welches massiven Drohnenbeflug von fremden Nestern unterliegt. Die meisten Abflüge und Verpaarungen oder Rangeleien finden jedoch komplikationslos statt. Oft ergreift ein Drohn eine Jungkönigin und stürzt bald darauf mit ihr zu Boden, wo die Verpaarung erfolgt. Zugleich entzieht sich der Drohn so den Attacken der Arbeiterinnen.

 

Außergewöhnlich ist auch der sehr hohe Drohnenbeflug in diesem Gebiet. An den benachbarten einzelstehenden Baumgruppen und Hecken sieht man zahllose Drohnen auf Nahrungssuche und auf ihren Brunftflügen. Wahrscheinlich handelt es sich ohnehin um eine gute Landmarke für Verpaarungen. Durch den unmittelbar benachbarten Neststandort wird daher auch das Hornissennest so stark beflogen.

 

 

sonniges, mildes Wetter - optimales Verpaarungswetter

 

 

Fotos vom Nest

 

Jungköniginnen auf der Nesthülle kurz vorm Abflug

 

Blick ins Nest

 

Zufütterung mit Apifonda als Unterstützung für die bevorstehenden kälteren Tage

 

Gedränge am Nest, Arbeiterinnen und fremde Drohne auf Jungkönigin

 

mehrere Drohnen buhlen um die Gunst einer Königin, nur eine war erfolgreich

 

weitere Verpaarung

 

Drohn sonnt sich in der Nähe vom Nest

 

farbenfrohe Sonnenuntergänge zieren das Ende des warmen Septembers

 


1. Oktober 2009: Es ist deutlich kühler geworden. Teils kräftiger Regen und Temperaturen von knapp unter 10 °C haben den Flugverkehr einbrechen lassen. Zwar ist es nachts weiterhin frostfrei, aber die geringen Tageswerte verlangen den Tieren einiges ab. Da nur wenige Ausflüge stattfinden, befinden sich im Nest zahlreiche Tiere. Drohnen und Jungköniginnen ernähren sich momentan primär vom nährstoffreichen Futtersaft, welchen die Larven durch Anregung mit dem Mandibeln absondern. Weiterhin schlüpfen zahlreiche Geschlechtstiere, betreut von den noch vorhandenen 250-300 Arbeiterinnen. Um die Kolonie etwas zu unterstützen, habe ich heute wieder mit Apifonda zugefüttert, was rege angenommen wurde. Weiterhin wurde in den letzten Tagen intensiv an der Nestisolation gearbeitet, sodass die untere Nestöffnung deutlich reduziert wurde.

 

 

Die untere Nestöffnung wird immer kleiner...

 

Im Nest herrscht dichtes Gedränge, weiterhin gibt es frisch geschlüpfte Jungköniginnen und Drohnen...

 

 

dichtes Gedränge am Apifonda

 


 

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