19.08.2019, Mittweida - Umsiedlung von Hornissen aus einem Baum

 

Hornissenumsiedlung Nr. 12 sollte eigentlich zunächst nur eine Absicherung werden, aber wie so oft kommt es meist doch irgendwie anders. Bei einer großen Kastanie war ein großer, 5 Tonnen schwerer Ast abgebrochen, wodurch ein Hornissennest im dahinterliegenden Hohlraum in etwa 5 m Höhe sichtbar wurde. Bei der nachfolgenden Begutachtung des Baumes wurde dieser als stark instabil eingestuft und sollte durch eine Fachfirma teilweise abgetragen und gesichert werden, da eine erhebliche Gefahr für das danebenstehende Haus bestand. Allerdings waren diese Arbeiten erst mit der Entfernung des Hornissennestes möglich. Das Nest selber war nicht besonders groß und bestand aus 2 Etagen bestehend aus Kleinzellen sowie dem Beginn einer 3. Etage. Etwa 30-40 Hornissen gehörten dem Nest insgesamt an. Mit diesem Fall beschäftigten wir uns aufgrund der Dringlichkeit sehr zeitnah und führten erste Arbeiten am 19.08. aus.


19.08.2019 – Sicherung des Nestes und spätere Umsiedlung


Heute ging es für uns schon sehr früh los und wir führten eine Absicherung des Nestes vor unserem regulären Arbeitsbeginn in Freiberg durch, da die Sicherungsmaßnahmen der Baumfirma für heute abgesprochen waren. Dazu haben wir mit der Saugmethode alle flugfähigen Hornissen abgefangen, um ein störungsfreies Arbeiten am Baum für die nachfolgend geplanten Schnittarbeiten zu ermöglichen. Im Nest verblieben nun nur noch junge Arbeiterinnen und die Königin, welche das Nest aber nicht verlassen. Das Nest sollte nun eigentlich an der Stelle verbleiben und am Nachmittag, nach den Baumschnittarbeiten, sollten die in eine abgedunkelte Fangbox abgefangenen Arbeiterinnen wieder freigelassen werden, wodurch diese wieder auf ihr Nest zurückkehren können. Zur Versorgung wurde sowohl in der Fangbox als auch am Nest im Baum Bienenfutterteig platziert.

 

Die Situation vor Ort: ein großer Ast war abgebrochen und legte ein dahinterliegendes Hornissennest frei...

 

Das Nest ist nicht besonders groß, aber beherbergt auch eine Königin. Eine laufende Filialbildung konnte ausgeschlossen werden, da Brut in jedem Entwicklungsstadium sowie junge Arbeiterinnen vorhanden waren...

 

Zur Absicherung werden alle flugfähigen Hornissen in eine Fangbox abgefangen. Eigentlich sollte das Nest am Baum erhalten werden und keine Umsiedlung durchgeführt werden...


Doch leider kam es anders. Die Firma sagte die Arbeiten am frühen Nachmittag ab und verschob diese auf den Folgetag. Für uns war das jedoch sehr ärgerlich, da wir die Absicherung (Trennung Nest und Arbeiterinnen) nicht einfach bis zum Nachmittag des Folgetages aufrechterhalten konnten. Also mussten wir unseren ursprünglichen Plan verwerfen und nun doch eine Umsiedlung durchführen. Das war die weniger arbeitsintensive Lösung als am Folgetag nochmal mit dem Abfangen der Tiere zu beginnen, da man diese in der Zwischenzeit wieder hätte freilassen müssen. Also ging es auch nach der Arbeit nochmal nach Mittweida, um dort die Umsiedlung am Abend durchzuführen. Vorsichtig entfernten wir das Nest (die Arbeiterinnen hatten wir ja schon im Kasten) und bauten das kleine Nest in einen großen Vogelkasten ein. Wir hatten uns diesmal gegen einen Hornissenkasten entschieden, da wir diese lieber noch für starke Völker aufheben wollten und das kleine Nest auch in einem Vogelkasten seine Entwicklung fortsetzen kann, da es ohnehin nicht so groß werden wird. Anschließend war die Dämmerung schon fortgeschritten, weshalb wir die Aussiedlung auf den Folgetag verschoben haben. Würden sich die Tiere im Dunkeln einfliegen, würden sich viele Hornissen nicht richtig orientieren und können verloren gehen. Das Hornissennest im Vogelkasten und die abgedunkelte Fangbox nahmen wir daher zunächst mit nach Hause. Dort wurde das Flugloch des Vogelkastens über einen Schlauch mit der Fangbox verbunden, wodurch die Hornissen über Nacht wieder auf ihr Nest zurückkrabbeln konnten.

 

Später am Tag erfolgt dann aber doch noch die Umsiedlung - auf dem Nest tummeln sich nach dem Abfangen der flugfähigen Arbeiterinnen am Morgen nur noch Jungtiere und die Königin (links)...

 

Das Nest wird entnommen und in einen größeren Vogelkasten (das sollte bei dem kleinen Nest reichen) eingebaut...

 

Letzte Arbeiten am Vogelkasten...

 

Über Nacht wird Fangbox und Vogelkasten mittels Schlauch verbunden, sodass die abgefangenen Arbeiterinnen wieder auf ihr Nest zurückkrabbeln können...


20.08.2019 – Fortsetzung der Umsiedlung bzw. Aussiedlung


Am frühen Morgen waren noch 5 Arbeiterinnen in der Fangbox, alle anderen Tiere waren wieder auf ihr Nest zurückgekrabbelt. Wir separierten nun wieder beide Kästen und nahmen die Fangbox mit den 5 Arbeiterinnen und das Volk im Kasten mit zum Aussiedlungsstandort. Dort wurde der Vogelkasten an geeigneter Stelle aufgehängt und mit Bienenfutterteig versehen. Danach wurde das Flugloch freigegeben und die Hornissen flogen sich intensiv am neuen Standort ein. Nun platzierten wir noch die Fangbox unter dem Vogelkasten und öffneten auch diese. Die unten nun daraus abfliegenden Arbeiterinnen bemerkten die über ihnen fliegenden Schwestern (diese führten gerade Orientierungsflüge aus) und flogen sich nun ebenfalls auf den Vogelkasten ein. Nach kurzer Zeit konnten wir den leeren Fangkasten wieder mitnehmen und die Umsiedlung war erfolgreich beendet. Nun kann sich das Völkchen hier ungestört weiterentwickeln.

 

Am nächsten Morgen erfolgt noch die Aussiedlung...

 

Die Arbeiterinnen fliegen sich nun neu ein und fressen am Bienenfutterteig, der zur besseren Eingewöhnung am Kasten platziert wurde...

 

24.08.2019 – Kurze Nachkontrolle


Heute haben wir am frühen Nachmittag nochmal nach dem Nest gesehen. Die Hornissen haben sich gut am neuen Standort eingelebt und vielversprechender Flugverkehr war vorhanden. Der bereitgestellte Bienenfutterteig am Aussiedlungstag war restlos aufgefressen. Am Nest wurden bereits große Teile der Nesthülle wieder ersetzt und wir konnten durch das Flugloch sogar die Königin bei der Eiablage auf der 3. Etage beobachten. Hier ist also alles in Ordnung und die Tiere haben die Umsiedlung sehr gut überstanden.

 

Betriebsamkeit am Vogelkasten...

 

Die Königin bei der Eiablage auf der 3. Etage...

 

20.10.2019 – Nachkontrolle: Noch herrscht hier Flugverkehr...


Der September verlief überwiegend warm, zeitweilig aber auch recht kühl. Dennoch konnten im September bereits viele Hornissennester zahlreiche Jungköniginnen und Drohnen freisetzen. Nach einem sehr kalten Oktoberauftakt stelle sich ab der 2. Oktoberwoche wieder warmes und sonniges Wetter ein. Dadurch konnten nochmal viele Geschlechtstiere von den Nestern abfliegen. Während einige Völker mittlerweile bereits "durch" sind und deren Nester leer stehen, sind andere Kolonien noch gut dabei. Auch das kleine Volk aus Mittweida ist noch recht aktiv. Das Nest füllt mittlerweile den gesamten Kasten aus, wie ein Blick durch das Gazegitter am Boden zeigte. Das Volk hat sich also seit der Umsiedlung gut weiterentwickelt. Auch krabbeln noch Jungköniginnen und Drohnen im Nest herum, welche in den kommenden Tagen noch abfliegen werden. Spätestens Anfang November wird es dann aber auch für diese "späten" Völker schwierig, da dann die notwendigen Nahrungsquellen (insbesondere Baumsäfte) mit dem voranschreitenden Herbst immer mehr zur Neige gehen werden, selbst wenn es noch mild bleiben sollte.

 

Weiterhin herrscht noch Flugverkehr am Vogelkasten, letzte Geschlechtstiere befinden sich noch im Nest...

 

31.10.2019 – Das Nest ist nun verlassen, kleine Bilanz...

 

Nach drei kalten Tagen mit lokal strengerem Frost bis -10°C in der letzten Nacht haben wir heute wieder nach dem Nest gesehen. Diesmal waren keine Lebenszeichen mehr vorhanden, weshalb wir den Kasten geöffnet haben. Das Nest darin füllte den Vogelkasten komplett aus. Insgesamt wurden 5 Etagen errichtet, wobei insgesamt  etwa 130 Geschlechtstiere aus dem Nest geschlüpft sind. Einige Verluste in Form von einzelnen kältegeschädigten Tieren sind nach der Kälte Anfang Oktober wahrscheinlich. Dennoch sollte der Großteil der geschlüpften Drohnen und Jungköniginnen gesund und erfolgreich vom Nest abgeflogen sein. Das insgesamt recht kleine Volk konnte damit einen schönen Beitrag zum Arterhalt leisten und die Entwicklung ging nach der Umsiedlung noch erfolgreich zu Ende.

 

Blick von unten auf das verlassene Nest im Vogelkasten...

 

Hier sieht man schön, wie das Nest nach der Umsiedlung noch gewachsen ist und den Vogelkasten nun am Ende der Saison komplett ausfüllt - ca. 130 Geschlechtstiere sind aus dem Nest hervorgegangen...

 

 

© www.insektenstaaten.de / Dr. Michel Oelschlägel         Hier: Das insektenstaaten.de-Team stellt sich vor       Hier: Kontakt, Impressum und Datenschutz

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