26.08.2019, Neukirchen - Hornissenumsiedlung aus einer Fassade

 

Die Hornissenumsiedlung Nr. 14 führte uns nach Neukirchen bei Chemnitz. Hier hatten sich Hornissen in einer im Bau befindlichen Fassade niedergelassen, welche noch vor dem Herbst fertiggestellt werden sollte. Aber dazu mussten zunächst die Hornissen umziehen.


26.08.2019 – Tag der Umsiedlung


Heute arbeiteten wir nach der Arbeit die Umsiedlung in Neukirchen ab. Zunächst wurden an der Fassade in etwa 3 m Höhe (Zugang über ein Gerüst) die Hornissen mittels Saugmethode abgefangen. Noch während diese Arbeit lief öffneten wir an der Stelle, wo wir das Nest vermuteten, schrittweise die Fassade. Dazu wurde zunächst die schwarze Deck-Folie mittels Messer aufgeschnitten und dahinter kamen Styroporplatten zum Vorschein. An einer Stelle war eine der Platten bereits komplett durchgenagt und man konnte durch das kleine Loch bereits auf die Waben schauen. Wir waren also an der richtigen Stelle. Schrittweise entfernten wir nun die Styroporplatten und legten den gesamten Wabenbau frei.

 

Abfangen der Hornissen, das Nest befindet sich in der Fassade...

 

Irgendwo hier vermuten wir das Nest, die Hornissen fliegen zwischen dem rosafarbenen und weißen Styropor in die Fassade...

 

Beim Abziehen der schwarzen Deckfolie wird bereits weiter unten ein in das Styropor reingenagtes Loch sichtbar, durch welches man erste Waben erkennen kann...

 

Nach Entnahme einer weiteren Styroporplatte...

 

Blick auf das komplett freigelegte Nest - auffallend ist die geringe Brutdichte (siehe dazu Text unten)...

 

Die abgefangenen Hornissen in der Fangbox...


Nach Freilegung des Nestes fielen uns zwei Dinge auf. Zum Einen war keine Königin vorhanden. Das kann allerdings zu dieser Jahreszeit manchmal schon vorkommen. Normalerweise lebt eine Königin bis in den September, oft sogar bis in den Oktober hinein, bevor sie altersbedingt stirbt und zuvor auch oft noch das Nest verlässt. Gelegentlich kommt es aber auch vor, dass eine Königin bereits Ende August entkräftet das Nest verlässt und stirbt. Zum Zweiten war aber auch nur wenig Brut im Nest vorhanden. Gerade Kokons waren nur sehr vereinzelt auf den Wabenetagen erkennbar. Der Grundstückseigentümer teilte uns daraufhin mit, dass er vor einer Weile zahllose Larven auf seinem Hof entdecken konnte, welche die Hornissen aus dem Nest herausgetragen hatten. Das klang doch sehr nach einem Hitzeproblem. Tatsächlich lag der Standort nicht unbedingt günstig und über Stunden hinweg konnte die Sonne auf die mit schwarzer Folie bespannte Fassade scheinen. Durch das Abtragen der isolierenden Styroporplatten durch die Hornissen im Inneren der Wand wurde die Wärme, auch bedingt durch die weiterhin wachsende Volkstärke (und die damit ohnehin steigende Wärmeproduktion), wohl irgendwann zum ernsten Problem. Zusammenfassend gesagt hatten wir es also mit einem doch ziemlich gebeutelten Nest zu tun. Eine laufende Filialbildung konnten wir im Übrigen ausschließen, da es Brut in jedem Entwicklungsstadium in den Zellen gab und bereits Geschlechtstiere hier herangezogen wurden. Zudem wäre es dafür mittlerweile auch arg spät. Doch nun weiter zur Umsiedlung. Nach dem Freilegen des Nestes wurde der Wabenbau geborgen und in den mitgebrachten Hornissenkasten eingebaut. Letzte Nachzügler wurden noch abgefangen und dann ging es zum Aussiedlungsplatz.

 

Letzte Nachzügler werden abgefangen...

 

... und das Nest bzw. die Waben werden in den Nistkasten eingebracht...


Auf der Aussiedlungsfläche wurde der Kasten an einer geeigneten Stelle an einem Baum aufgehängt und die Fangbox unten am Nistkasten eingeschoben. Anschließend gab es noch etwas Bienenfutterteig zur Eingewöhnung, welcher im und am Kasten platziert wurde. Danach wurde der Nistkasten verschlossen und von außen eine Klappe an der Fangbox geöffnet, wodurch die Hornissen nun von der Fangbox in den Nistkasten und damit wieder auf ihr Nest krabbeln konnten. Nach einer kurzen Beruhigungszeit wurde dann das Flugloch freigegeben und die Tiere flogen sich neu ein. Später am Abend wurde noch die Fangbox entnommen und gegen einen Ablauftrichter ausgetauscht. Damit war die Umsiedlung für uns beendet. Nun hoffen wir, dass es wenigstens noch ein paar Geschlechtstiere aus dem sehr stark gebeutelten Nest schaffen werden, damit dieses Volk einen wenigstens kleinen Beitrag zum Arterhalt leisten kann.

 

Nach der Zusammenführung von Hornissen und Nest wird das Flugloch freigegeben und die Tiere können sich neu einfliegen. Etwas Bienenfutterteig gibt es noch zur besseren Eingewöhnung...

 

Später wird die Fangbox entnommen und noch ein abschließender Blick auf das Nest geworfen - hier herrscht nun rege Betriebsamkeit...

 

27.10.2019 – Nest verlassen, kleine Bilanz

 

Nach einem abwechslungsreichen Herbst mit kalten, aber auch langen warmen Phasen haben wir heute wieder nach dem Nest gesehen. Das Volk ist mittlerweile abgestorben. Die Nesthülle wurde von den Hornissen nach der Umsiedlung wieder ersetzt. Wie erwartet war das Volk aber nicht sonderlich erfolgreich, da es einige Tage vor der Umsiedlung durch Hitzestau fast seine gesamte Brut verloren hatte. Folglich waren zum Umsiedlungszeitpunkt nur noch sehr wenige Zellen mit Larven oder Puppen belegt. Einige wenige Geschlechtstiere (ca. 25-35) sind nun im Laufe des Herbstes noch abgeflogen. Mehr war hier leider nicht mehr machbar. Das zeigt aber auch, dass Sommerhitze und ein damit einhergehender Hitzestau bei ungünstigen Neststandorten durchaus zum ernsten Problem werden kann.

 

Das verlassene Nest nach dem natürlichen Absterben des Volkes im Herbst...

 

 

© www.insektenstaaten.de / Dr. Michel Oelschlägel         Hier: Das insektenstaaten.de-Team stellt sich vor       Hier: Kontakt, Impressum und Datenschutz

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